Textwalker: Spielerisch mit Sprache den Computer kennenlernen

Textwalker ist eine OnlineUmgebung zur Förderung sprachreflexiver, sprachkreativer und medialer Kom­petenzen. Die Plattform wurde im Rahmen eines For­schungs- und Entwicklungsprojekts (Literalität in Alltag und Beruf) im Bereich der Nachholbildung für Erwach­sene aufgebaut und getestet. Die avisierte Zielgruppe ist heterogen und weist schwache Kompetenzen im Bereich Literalität auf. Sie verfügt zudem über wenig Vorwissen im Umgang mit dem Computer und Schrift im Allgemei­nen.

von Daniel Knuchel

Diese Voraussetzungen stellen – wie auch bei SchülerIn­nen der Grundstufe – spezifische Anforderungen an eine Online-Umgebung. Zum einen muss die Plattform gängi­ge Funktionen beinhalten, so dass in einem Transferpro­zess das erworbene Wissen auch unter anderen Bedin­gungen eingesetzt werden kann. Zum anderen muss sie möglichst einfach und klar strukturiert sein, so dass der Umgang mit der Plattform und ihren Funktionen nicht hinderlich für das Lösen der Aufgabe ist. Textwalker verbindet diese Anforderungen mit Sprachreflexion: Ei­nerseits werden Basiskompetenzen im Umgang mit dem Computer und dem Internet geschult, und andererseits soll spielerisch über Sprache reflektiert und mit Sprach­bausteinen kreativ gearbeitet werden.

Die Plattform arbeitet mit einer schlanken Oberfläche, so dass sich auch ungeübte Lernende nach einer kurzen Einführung problemlos zurechtfinden. Lernende werden insbesondere die Untermenüpunkte TEXTE BAUEN und TEXTE ANSCHAUEN benutzen, wobei ersterer das Kernstück der Online-Umgebung ist. Lernende können dort vorbereitete Aufgaben laden und bearbeiten. Diese bestehen einerseits aus einer Sammlung bereits bestehender Auf­ gaben und andererseits aus solchen, die Lehrende selbst für ihren Unterricht erarbeitet haben. Dies ist eine der Besonderheiten von Textwalker, da Lehrende die Mög­lichkeit haben, ohne grossen Aufwand selber interaktive Aufgaben zu erstellen.

Textwalker für die Lernenden

Durch die flache und logische Struktur sind die Hürden für Computereinsteiger gering. Im BereichTEXTE BAUEN können Lernende eine Aufgabenstellung anwählen, woraufhin die dazugehörigen Bild und Textbausteine ins SAMMELFELD geladen werden . Die Lernenden können nun den ausgewählten Baustein mit gedrückter linker Maustaste ins BEARBEITUNGSFELD ziehen. Bereits bei die­sem Schritt sind sie mehrfach gefordert: Sie müssen den zur Aufgabenstellung passenden Baustein wählen und gleichzeitig ein Element in einer Online-Umgebung ver­schieben.

Bei der Aufgabe «Einkaufsliste» müssen Lernende aus einer Sammlung von Wörtern aus dem Wortfeld «Einkau­fen» eine strukturierte Liste erstellen. In einem ersten Schritt trennen sie dazu Ober- und Unterbegriffe vonei­nander. Mit gedrückter linker Maustaste ziehen die Ler­nenden die Oberbegriffe auf die Arbeitsfläche. In einem zweiten Schritt müssen die Unterbegriffe dem entspre­chenden Oberbegriff auf der Arbeitsfläche zugeordnet werden.

Grundsätzlich sind für Lernende drei verschiedene Auf­gabenstrukturen denkbar:

1. geschlossene Aufgabenstruktur:
Es werden nur vorhandene Bausteine verwendet .

2. gemischte Aufgabenstruktur:
Das vorgegebene Set an Bausteinen kann durch den Lernenden erweitert werden.

3. offene Aufgabenstruktur:
Es sind keine Bausteine vorhanden und die Lernenden fügen die Bausteine selber hin zu .

Die oben skizzierte Aufgabe «Einkaufsliste» entspricht der ersten Kategorie der geschlossenen Aufgabenstruk­tur. Für fortgeschrittene Lernende besteht die Möglich­keit, die «Einkaufsliste» zu einer Aufgabe der Katego­rie 2 weiterzuentwickeln: Zusätzlich zu den vorhandenen Bausteinen können Lernende aufgefordert werden, sich für jeden Oberbegriff noch mindestens zwei Unterbegrif­fe zu überlegen. Lernende werden mit dieser Erweite­rung doppelt gefordert: Einerseits müssen sie das Wort­feld erweitern und neue passende Unterbegriffe finden. Andererseits müssen sie ein Wort mithilfe der Tastatur selber eingeben.

Weiter besteht die Möglichkeit, die gelöste Aufgabe oder einen erarbeiteten Text zu speichern. Dazu muss man sich mit einer E-Mail-Adresse anmelden. Dieser Anmel­devorgang ist in vielen OnlineUmgebungen eine Voraus­Setzung, um Angebote des Web 2.0 nutzen zu können, was auf Textwalker unter Anleitung geübt wird. Gespeicherte Texte können einerseits zur Ansicht für andere Lernende freigegeben werden, andererseits kann zu einem späte­ren Zeitpunkt an einer Aufgabe weitergearbeitet werden. Neben der Speicherfunktion besteht ebenfalls die Mög­lichkeit, das Textfeld auszudrucken, so dass ein gestalte­ter Text auch mitgenommen und/oder haptisch abgelegt werden kann.

Textwalker für die Lehrenden

Lehrende haben mit Textwalker die Möglichkeit, selber Bausteine und Aufgaben zu erstellen. Dazu müssen sie sich auf der Startseite im Bereich Lehrende anmelden. Die Administration erstellt den Lehrenden einen soge­nannten Mandanten. Dieses Vorgehen stellt sicher, dass nur Personen, die den exakten Link zum Mandanten kennen, auf den personalisierten Textwalker zugreifen können. Die vom Lehrenden erstellten Bausteine und Aufgaben sind dadurch vor fremdem Zugriff geschützt.

Eine neue Aufgabe wird in zwei Schritten erstellt: Ers­tens müssen die Textund Bildbausteine definiert und eingegeben werden. Zweitens wird – basierend auf einer Auswahl aus diesen Text- und Bildbausteinen – eine Auf­gabenstellung erarbeitet.

Bei der Erstellung von Textbausteinen können verschie­dene Einstellungen gewählt werden (vgl. Abb. 3). Es ist also möglich, sowohl einzelne Buchstaben als auch Teil­sätze als Bausteine zu definieren. Zudem kann aus einem Pool von Schriftarten eine ausgewählt werden.

Sind die Bausteine erstellt, wird in einem zweiten Schritt eine Aufgabe formuliert. Dies geschieht im Untermenü MAGNETWÖRTER, dessen Struktur identisch ist mit derje­nigen des Untermenüs BAUSTEINE. Analog zum Baustei­ne-Menü können Einstellungen zur Schriftfarbe, grö­sse und -art vorgenommen werden. Zusätzlich besteht an dieser Stelle die Möglichkeit, eine Aufgabenstellung zu hinterlegen, die von den Lernenden im Texte-Bauen­ Modus angeschaut werden kann.

Textwalker ist die ideale Online-Umgebung, um mit wenig Vorwissen interaktiv zu arbeiten. Der bestehende Aufgabenpool ist nur ein Grundstein, der von Lehren­ den als Ausgangspunkt genutzt werden kann. Gerade die einfache logische Struktur der Plattform erlaubt es auch mit wenig Vorwissen, individualisierte Aufgaben zu er­ stellen und im Unterricht einzusetzen. Eine detaillierte Beschreibung und kurze Anleitungen finden sich direkt auf der Plattform: www.textwalker.ch.

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