Joke van Leeuwen: Als mein Vater ein Busch wurde

Toda lebt in einer kleinen Stadt. Ihr Vater ist Feinbäcker und bäckt die wunderbarsten Kuchen. Ihre Mama wohnt in einem anderen Land. Aber dann wird ihr Vater ein Busch, weil die anderen mit Kämpfen anfangen und er sich tarnen muss. Todas Vater muss mithelfen, die einen vor den anderen zu verteidigen. Für Kinder wie Toda wird das Leben zu gefährlich. Toda soll woanders hin, über die Grenze zu ihrer Mutter. Der Weg ist lang, beschwerlich und gefährlich, das vor allem, und Toda versteht zudem die Sprache nicht, die man in «Woanders» spricht. Aber Toda will es schaffen, ganz alleine. Damit sie sich wieder freuen kann, damit sich Papa und Oma keine Sorgen mehr machen müssen, damit sie Mama endlich wiedersehen kann.

Joke van Leeuwen hat einmal mehr ein ganz besonderes, wunderbares Kinderbuch geschrieben. Was vor allem fasziniert: Sie erzählt konsequent aus der Perspektive der kleinen Toda. Dieses Mädchen, das vom Krieg, vom Weltgeschehen keinen blassen Schimmer hat, das aber instinktiv spürt, wer es gut mit ihm meint und wann es gefährlich wird. Todas Sicht auf die Welt, auf die Erwachsenen, die sich oft so sonderbar benehmen, hat Joke van Leeuwen in ihrer so eigenwilligen und treffenderen Sprache niedergeschrieben. Die ganze Dimension eines Krieges und eines Flüchtlingsschicksals lässt die Autorin weg, im ganzen Buch und auch in den Illustrationen wird aber die Bedrohlichkeit des Geschehens spürbar. Dies wird deutlich in beiläufigen Sätzen wie «Draussen tat die Sonne so, als ob es uns gut ging». Zum Lesen dieses Buches werden einige Kinder die Begleitung Erwachsener benötigen. Umso intensiver werden dann aber die gemeinsame Lektüre und die Gespräche darüber sein, wie Kinder die Eigenheiten Erwachsener wahrnehmen und wie sie den oft so absurden Gründen und Begebenheiten eines Krieges begegnen. Für Kinder ab etwa 10 Jahren und Erwachsene.

Rezension: Maria Riss

Joke van Leeuwen: Als mein Vater ein Busch wurde. Beltz, 2012.

 

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