Anne-Laure Bondoux: Die Zeit der Wunder

Zu Beginn der Geschichte ist Koumaïl 7 Jahre alt. Er wohnt zusammen mit anderen Flüchtlingsfamilien im Grossen Haus, in irgendeiner Stadt im Kaukasus. Obwohl Krieg herrscht, es keinen Strom gibt, kein fliessendes Wasser und schon gar keine Heizung, fühlt Koumaïl sich geborgen, weil Gloria da ist. Gloria, die sich schon immer um ihn gekümmert hat. Gloria, die ihm Geschichten erzählt, die genau weiss, wann er frische Luft braucht und wann er in den Arm genommen werden will. Schon bald müssen die beiden aber weiterziehen, ins nächste Lager, ins nächste Versteck. Dass Gloria und Koumaïl nicht aufgeben, hängt mit ihrem Traum zusammen. Sie wollen nach Frankreich, egal wie, denn Koumaïl ist französischer Staatsbürger. Fünf Jahre sind die beiden unterwegs, fünf lange Jahre gelingt es Gloria, für den kleinen Koumaïl immer wieder eine neue kleine Welt einzurichten, in der er Kind sein darf. Koumaïls Kindheit endet mit 12 Jahren, als französische Zollbeamte ihn hinten in einem Lastwagen entdecken und Gloria plötzlich verschwunden ist. Ganz zum Schluss, Koumaïl ist bereits erwachsen, findet er Gloria wieder. Sie liegt schwerkrank in einem Spital in Tiflis, in der Stadt, wo ihre Flucht begann.

Das Buch ist überaus aktuell, nicht nur im Kaukasus sind Menschen auf der Flucht. Das Lesen dieser Geschichte berührt und bewegt, vielleicht vor allem deshalb, weil Anne-Laure Bondoux so konsequent aus der Perspektive des kleinen Koumaïl erzählt. Die einfache Wortwahl, die so authentisch wirkende, dichte Sprache und der berührende Plot machen aus diesem Band ein kleines Kunstwerk. Für Jugendliche und Erwachsene

Rezension: Maria Riss

Anne-Laure Bondoux: Die Zeit der Wunder. Carlsen, 2011.

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