Gordon Korman: The Fort

Einem Hurrikan haben es die fünf Jungs zu verdanken, dass sie mitten im Wald eine Falltür aufspüren. Beim Hinabsteigen mit einer Leiter wird deutlich, dass dies ein Bunker sein muss, mit allem ausgerüstet, was man zum Leben braucht: Einen uralten Fernseher, einen Videorekorder mit VHS-Kassetten, ganze Schränke voller Konservendosen und kostbarem Silberbesteck. Es gibt sogar Strom und fliessendes Wasser. Die Jungs, das sind Evan, Jason, Mitchell, C.J. und Ricky, finden heraus, dass dieser Bunker aus der Zeit des Kalten Krieges stammt und von einem längst verstorbenen Millionär aus dem Ort heimlich gebaut wurde. Dieser Millionär ist längst tot und hat sein Geheimnis wohl mit ins Grab genommen.
Der Bunker wird ihr Fort, ihr Rückzugsort, ihr Treffpunkt für alle freien Stunden. Unter keinen Umständen darf jemand etwas darüber erfahren. Sie haben alle im Alltag ein nicht eben einfaches Leben: Mitchell leidet an Zwangsstörungen, Ricky ist hochbegabt, wird gemobbt und gilt als elendiger Besserwisser, Jasons Eltern sind in Scheidung und Evan wohnt bei seinen Grosseltern, weil seine Eltern straffällig wurden. Vor allem für C.J. wird das Fort bald zu sehr viel mehr als nur zu einem sozialen Treffpunkt, es wird sein Zufluchtsort, sein Wohn- und Schutzort vor seinem gewalttätigen Stiefvater. Natürlich bemerken andere in der kleinen Stadt, wie häufig die Jungs im Wald verschwinden, vor allem ältere Jugendliche spionieren ihnen nach. Als der geheime Treffpunkt auffliegt, kommt es zu dramatischen Szenen, nicht nur wegen den älteren Jugendlichen, auch der Stiefvater von C.J. ist den Jungs auf die Schliche gekommen. Ihr Fort müssen die Jungs schliesslich aufgeben, ihre tiefe Freundschaft, die durch den Zusammenhalt und die vielen Treffen so sehr gestärkt wurde, bleibt ihnen aber erhalten und wird sie fortan durch ihr Leben begleiten. In diesem Punkt empfinden sie alle gleich.
Gordon Korman erzählt in diesem eindringlich verfassten, spannenden Roman vor allem davon, was Freundschaft ausmacht und was eine solch tiefe Bindung alles bewirken kann. Die Jungs halten zusammen, egal was kommt. Sie respektieren einander und halten auch eher schwierige Seiten voneinander aus. Vor allem aber sind sie für ihren Freund C.J. da, als er endlich den Mund aufmacht. Viel zu lange hat er die Gewaltausbrüche und Schläge seines Stiefvaters geheim gehalten, aus Scham und Angst vor dem endgültigen Zusammenbruch seiner Familie. Die Hauptfiguren erzählen den Plot abwechselnd aus ihrer Perspektive, manchmal humorvoll, dann wieder berührend, aber immer so, dass man die Lektüre nicht unterbrechen möchte. Ein Roman, der viele Jugendliche vom Thema her und den genau gezeichneten Figuren mit ihren unterschiedlichen Milieus faszinieren wird. Ab etwa 12 Jahren. 250 Seiten.

Gordon Korman: The Fort. Übersetzt von Kanut Kirches. Beltz 2024. ISBN: 978-3-407-75899-6

Rezension: Maria Riss

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