Timothée de Fombelle/Thomas Cami: Hinter dem Schnee

Seit 37 Jahren fährt Freddy d’Angelo mit seinem Kleinlaster die gleiche Strecke: Er liefert italienische Eiscrème von Genua nach Frankreich und England. Früher lief das Geschäft gut, mittlerweile ist er aber der einzige Fahrer der Firma Schulz. Auch an diesem Weihnachtsabend ist Freddy unterwegs. Es schneit und er hört auf seiner Fahrt eine alte Kassette mit weihnachtlichen Songs vor Frank Sinatra. Da bekommt er per SMS eine Botschaft: Go home please. Die Lieferung ist abgesagt. Freddy fährt also heim, in sein einsames Häuschen in der Nähe von Paris und zündet dort eine Kerze an.  Aber eine weihnachtliche Stimmung will nicht aufkommen, zu sehr fühlt er sich allein und ausgeschlossen. Da hört er plötzlich die Alarmsirene seines Lasters. Eine Schwalbe hat sich in der Lüftung verfangen. Als Freddy den Kühlraum des Transporters öffnet, findet er aber nicht nur einen schwer verletzten Vogel, sondern auch einen Menschen, blau gefroren und halb verhungert. Nun wird Freddy Weihnachten doch nicht allein verbringen müssen. Jemand hat ihn gefunden und dieser jemand braucht ganz dringend seine Hilfe.
Timothée de Fombelle erzählt in diesem schmalen Bändchen eine berührende Geschichte, die sich an diesem kalten Weihnachtsabend abspielt. Es ist vor allem die spezielle Atmosphäre, die der bekannte Autor so gekonnt in Worten wiedergibt. Der einsame Fahrer in der Winternacht, der sich so sehr da-nach sehnt, mit jemandem sprechen zu können. Der junge Mann auf der Flucht, der genauso dankbar dafür ist, dass Freddy d’Angelo ihn aus der Kälte in seine warme Stube holt. Besonders eindrücklich und wunderschön sind auch die Bilder, sie erinnern etwas an die Gemälde von Edward Hopper und ergänzen den stimmungsvollen Text optimal. Ein zurecht kostbar gestaltetes Bändchen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermassen. Zudem eignet sich die kurze Geschichte sehr gut zum Vorlesen. 56 Seiten.

Timothée de Fombelle/Thomas Cami: Hinter dem Schnee. Gerstenberg 2022. ISBN: 978-3-8369-6118-9

Rezension: Maria Riss

Zurück zur Übersicht