Tamara Bos: Romys Salon

Romy ist 10 Jahre alt. Sie lebt mit ihrer Mutter in einem kleinen Ort in Holland. Erst kürzlich haben sich ihre Eltern getrennt und Papa fehlt ihr sehr. Mama hat einen Job bei der Tankstelle und muss dauernd arbeiten. Romy geht nach der Schule immer zu Oma in deren Frisiersalon. Aber Oma macht es einem nicht leicht, sie gern zu haben. Oma ist Geschäftsfrau und Romy muss stundenlang alleine oben in der Wohnung sitzen. Oma ist streng und unnahbar. Aber dann
beginnt Oma sich zu verändern. Plötzlich ist sie für ziemlich verrückte Sachen zu haben, dreht dafür das Schild an der Ladentür einfach auf geschlossen. Auf einmal nimmt sie ihre Enkelin öfters in den Arm. Manchmal hat Oma Mühe mit dem Rechnen, vergisst die Türen abzuschliessen oder verlegt ihre Tageseinnahmen. Romy mag diese neue Oma viel lieber. Jetzt freut sie sich sogar, ihre freie Zeit im Salon zu verbringen, vor allem auch, weil sie nun mithelfen darf. Ohne ihre Enkelin wäre Oma ganz schön aufgeschmissen. Schliesslich drängt Mama darauf, mit Oma zum Arzt zu gehen. Die Diagnose steht schnell fest: Oma ist dement. Da helfen keine Pillen oder Therapien. Oma muss ins Pflegeheim. Romy kann sich damit nicht abfinden, zu lieb hat sie ihre Oma mittlerweile gewonnen. In letzter Zeit erzählt Oma viel von ihrer Kindheit, vom Strand in Dänemark. Und wenn sie davon berichtet, dann lächelt Oma und manchmal rinnt ihr eine Träne über die Wange. Weil sich nie jemand die Zeit nimmt, mit ihr zu reden, muss Romy handeln. Man darf Oma doch nicht einfach wegsperren. Sie packt ihren Rucksack, leert ihre Spardose und holt Oma aus dem Heim. Oma soll noch einmal diesen Strand sehen, koste es was es wolle. Erst als Romys Eltern ihre Tochter nach dieser abenteuerlichen Flucht wieder in ihre Arme schliessen, hören die Eltern endlich zu. Und Romy wird bewusst, dass Veränderungen nicht immer schön sind, aber dass sie zum Leben dazu gehören.
Tamara Bos beherrscht ihr Metier, das beweist sie mit dieser wunderschön feinfühligen Geschichte einmal mehr. Romy erzählt das Geschehen in einer einfachen und doch präzisen Sprache aus ihrer Perspektive. Man kommt der so mutigen Zehnjährigen sehr nahe und man gewinnt, gemeinsam mit Romy, diese altersschwache Oma lieb. Obwohl das Thema ja im Grunde sehr traurig ist, kann man beim Lesen auch immer wieder lächeln und man wird vielleicht sogar ein bisschen klüger dabei. Das Buch eignet sich sehr gut zum Vorlesen und richtet sich an Kinder ab etwa 10 Jahren.
Die Autorin hat zu dieser Geschichte auch gleich ein Drehbuch verfasst, der Film wird noch in diesem Jahr produziert.

Tamara Bos: Romys Salon. Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann. Gerstenberg 2018. ISBN: 978-3-8369-5626-0

 

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