Tamara Bach: Was vom Sommer übrig ist

 

Tamara Bach lässt in ihrem neuen Buch gleich zwei Mädchen von sich erzählen: Da ist Louise, die momentan eine schwierige Zeit durchlebt. Nichts mehr ist so, wie es früher war. Ihre Eltern sind ihr plötzlich fremd, mit Paul ging alles schief und diesen ganzen Kleinstadtmief kann sie nicht mehr ausstehen. Sie will ihr Leben endlich wieder in den Griff kriegen, Geld verdienen und die Fahrprüfung bestehen. So nimmt sie nebst den Fahrstunden gleichzeitig zwei Sommerjobs an: Zeitungen austragen und Gehilfin beim Ampelbäcker. Klar, dass sie damit überfordert ist.

Und da ist Jana, zwei Jahre jünger als Louise. Auch ihr Leben ist in diesem Sommer aus den Fugen geraten. Ihr älterer Bruder liegt nach einem Selbstmordversuch im Koma liegt, ihre Eltern haben sich getrennt und Jana scheint für sie nicht mehr zu existieren. Sogar ihren Geburtstag haben sie vergessen. Jana kommt mit dieser Situation nicht klar, weiss nicht mehr, wo sie hingehört.

Louise und Jana begegnen sich. Sie versuchen einen Ausbruch und kehren zurück. Geändert hat sich ihre Situation nicht, aber die beiden haben gemeinsam ein Stück Freiheit erlebt, dass verändert hat. Durch den Wechsel der Erzählperspektive, einmal erzählt Jana – dann wieder Louise, kommen Lesende den beiden Figuren sehr nah und nehmen an deren Schicksal teil. Das macht die Lektüre des Buches anspruchsvoll aber sehr eindringlich. Tamara Bach erzählt von Einsamkeit, von Verzweiflung, vom Gefühl des Nichtgebrauchtwerdens und von einer Freundschaft, die all dies zu überwinden vermag. Ein wunderschönes, literarisch anspruchsvolles Buch für Jugendliche und Erwachsene.

Rezension: Maria Riss

Tamara Bach: Was vom Sommer übrig ist. Carlsen, 2012.

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