Marian De Smet: Hendrik zieht nicht um

«Unser Haus ist zu klein geworden», meint Mama, «wir ziehen um». Häuser können nicht schrumpfen, denkt sich Hendrik und umziehen, ans andere Ende der Stadt, das will er auf keinen Fall. Hendrik macht da nicht mit und als sich die Umzugskartons zu stapeln beginnen, da packt er heimlich einen Koffer. Er will bei Berkan einziehen, seinem allerbesten Freund. Bei Berkan allerdings herrscht absolute Platznot. Es sind so viele Kinder da und die Grosseltern und Uroma wohnen auch in dem viel zu kleinen Haus. Auch Berkan will eigentlich weg aus dieser Enge. Also ziehen die beiden gemeinsam los. Ohne wirklichen Plan. Den grossen, vollgepackten Koffer verstecken sie schon bald im Park. Aber schlau sind die beiden schon, als sie Hunger bekommen, besuchen sie kurzerhand ein Konzert an der Musikschule, mit Aperitif versteht sich und als sie müde werden, gehen sie in eine Kirche. Dort treffen sie auf Pia, ein kurdisches Mädchen, das in der Kirche wohnt, weil ihre Familie auf der Flucht ist. Pia ist es schon lange leid, mit all den fremden Leuten in dieser Kirche zu hausen. Drum schliesst sie sich den beiden kurzerhand an. Berkan spricht ja türkisch und kann sich deshalb mit Pia unterhalten. Jetzt sind sie also zu dritt, drei Kinder auf der Suche nach einem Schlafplatz in dieser riesengrossen Stadt, in deren Strassen sie sich bald hoffnungslos verlaufen haben. Wie das alles ausgeht? Das soll noch nicht verraten werden, diese Geschichte selber nachzulesen, macht zu grosse Freude.
Marian De Smet hat ein ganz wunderbares Buch geschrieben, das nicht nur sehr berührt, sondern auch ausgesprochen spannend und gleichzeitig amüsant zu lesen ist. Drei achtjährige Kinder, die das Gegebene nicht einfach hinnehmen, die sich wehren und miteinander eine Lösung, ein neues Zuhause suchen, das macht grossen Eindruck. Das Buch ist in einer einfachen, klaren Sprache aus der Kinderperspektive geschrieben, dies ermöglicht es auch erwachsenen Leserinnen und Leser, sich problemlos in die Gefühls- und Gedankenwelt des mutigen Jungen einzufühlen. Die Illustrationen bilden zudem nicht einfach das Geschehen ab, sie geben die verschiedenen Stimmungen der Geschichte sehr eindrücklich wider. «Hendrik zieht nicht um» gehört zu jenen Büchern, bei denen man bis zur letzten Zeile jedes Wort geniesst und deshalb nie enden dürften. Hendriks Geschichte eignet sich zudem hervorragend zum Vorlesen für Kinder ab etwa 8 Jahren.

Marian De Smet: Hendrik zieht nicht um.Mit Illustrationen von Mattias De Leeuw. Gerstenberg 2019. ISBN: 978-3-8369-5624-6

Rezension: Maria Riss

Zurück zur Übersicht