Maria Farrer: Hallo Herr Eisbär

Arthur hat es nicht leicht. Weil sein Bruder Liam behindert ist, den ganzen Tag nur brummt und schreckliche Wutausbrüche haben kann, konzentriert sich die Aufmerksamkeit der Eltern fast ausschliesslich auf den Bruder. Ständig heisst es, Arthur müsse Rücksicht nehmen, dauernd soll er nachgeben, sich stillhalten oder gar auf sein geliebtes Fussballspiel verzichten. Auch heute schaltet Mama einfach den Fernseher aus, weil Liam brummt und schreit. Jetzt ist es einfach genug. Arthur will weg, so schnell und weit wie möglich. Als er die Haustür aufreisst, steht da aber ein riesengrosser Eisbär vor der Tür. Weil der Eisbär Arthur so liebevoll, fast zärtlich anguckt, und weil der Bär einen Koffer mit Arthurs Adresse bei sich hat, lässt er ihn schliesslich herein. Lange lässt sich dieser grosse Bär aber nicht verstecken, bald wird er von den Eltern und von Liam entdeckt. Im Haus kann er nicht bleiben, deshalb wird Herr Eisbär in der Garage einquartiert. Manchmal riecht es ein bisschen gar streng nach Fisch, aber sonst passt sich der Bär problemlos an. Endlich hat Arthur jemanden, der ihm zuhört. Herr Eisbär kann zwar nicht sprechen, aber er ist einfach da und guckt und man kann sich ganz wunderbar bei ihm einkuscheln. Zwei Tage später begleitet er Arthur gar in die Schule. Auch dort benimmt er sich vorzüglich. Und beim nächsten Fussballspiel ist Herr Eisbär das allerbeste Maskottchen, das man sich nur wünschen kann. Herr Eisbär tut der ganzen Familie gut. Aber dann, nach einiger Zeit, wird es für Herrn Eisbär Zeit aufzubrechen, es gibt noch so viele andere Familien, die ihn nötig haben.

Die Autorin ist eine gute Beobachterin und sie weiss, wie sich manche Kinder in solch schwierigen Situationen fühlen. Sie hat all diese wechselnden Gefühle auf sehr einfache, aber präzise und schnörkellose Art und Weise in Worte gefasst. Herr Eisbär ist einfach da, gross und stark und gleichzeitig kuschelig, weich und beschützend. Alle Mitglieder der Familie profitieren von seiner Anwesenheit, alle lernen sie dazu und können, zumindest für diese Zeit, ein bisschen loslassen und durchatmen. Das Buch besticht nicht nur durch diese einfühlsame Geschichte, es ist auch sehr speziell und humorvoll illustriert. Einmal einen Herrn Eisbär zu Besuch zu haben, das wünscht man nach der Lektüre möglichst vielen Kindern. Eine wunderschönes Lese- und Vorlesebuch für Kinder ab etwa 8 Jahren.

Maria Farrer: Hallo Herr Eisbär. Mit Illustrationen von Daniel Rieley. Beltz 2018. ISBN: 978-3-407-81232-2

Rezension: Maria Riss

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