Lara Schützsack: Sonne Moon und Sterne

Gustav ist ein zwölfjähriges Mädchen. Es ist Hochsommer und die Ferien der Familie fallen ins Wasser, weil Mama unbedingt mal alleine verreisen will, die Eltern Abstand brauchen und Gustavs ältere Schwestern eh lieber in der Stadt bleiben. Gustav hat es nicht ganz leicht mit ihren pubertierenden Schwestern, die nur noch über Jungs und Mode reden und die dauernd flüstern und kichern und mit Papa, der arbeitslos ist und die Wohnung kaum noch verlässt. Hinzu kommt, dass Gustav am Busen plötzlich Erbsen wachsen, das heisst, dass auch für sie diese blöde Pubertät bald losgehen wird. Und wegen dieser Erbsen schämt sich Gustav dermassen, dass sie sich nicht einmal ins Schwimmbad traut. Wenigstens hat sie ihren alten Hund, der steckt weder in der Pubertät, noch hat er eine Midlife-Krise wie ihre Eltern. Bei ihren langen Spaziergängen mit ihrem Hund, lernt Gustav Moon kennen. Der geht seit kurzem in ihre Klasse. Moon ist anders als die anderen Jungs. Moon ist einer, der Verantwortung übernimmt, der sich liebevoll um seine oft depressive Mutter kümmert und der ganz wunderbar zuhören kann. Obwohl das Familienleben so schwierig ist in diesem Sommer, obwohl sich Gustav daheim oft einsam fühlt, weil alle eine Krise haben, wird dieser Sommer für sie unvergesslich. Es ist nicht das Ende von etwas, ihrer sorglosen Kindheit beispielsweise, es ist auch ein Anfang, mit neuen Perspektiven und faszinierenden Aussichten.

Lara Schützsack ist eine meisterhafte Erzählerin, sie hat Gustav mit all ihren Sorgen, Ängsten und Glücksmomenten so beschrieben, dass man sie liebend gerne durch diesen Sommer begleitet. Es ist vor allem auch Gustavs Wahrnehmung ihrer Eltern und Geschwister und die vielen treffenden Metaphern, die so faszinieren. Wenn Gustav beispielsweise über ihre Mutter schreibt, dass sie, statt zu 65 Prozent aus Wasser wie normale Menschen, zu 80 Prozent aus Kaffee besteht. Und wenn Gustav glücklich ist, dann fühlt sich das an, wie wenn man Knisterkaugummi kaut. Veränderungen sind immer schwierig, man muss Loslassen und Neues zulassen. Dass dies auch bei zwölfjährigen Mädchen nicht anders ist, wird im Buch überaus glaubhaft beschrieben. «Sonne, Moon und Sterne» liest sich in einem Zug, mal kann man lachen und ab und zu auch ein bisschen heulen. Es sei allen Mädchen in diesem Alter wärmstens empfohlen.

Lara Schützsack: Sonne Moon und Sterne. Sauerländer 2019. ISBN: 978-3-7373-5622-0

Rezension: Maria Riss

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