Kirsten Boie: Paule ist ein Glücksgriff

Andere Kinder wachsen bei ihrer Mutter im Bauch. Nicht so Paule: Seine Eltern haben ihn aus dem Kinderheim geholt, als er noch ganz klein war. Meistens ist Paule das egal, nur manchmal, vor allem, wenn er eine Dummheit gemacht hat, überkommt ihn die Angst, dass seine Eltern ihn einfach wieder zurückbringen könnten. Und dann gibt es auch Situationen, wo er sich als Aussenseiter fühlt, nicht weil er adoptiert wurde, sondern weil er eine dunkle Hautfarbe hat. Zum Beispiel als in der Klasse die Rollen für das Krippenspiel verteilt werden: Für alle Kinder und auch seine Lehrerin ist klar: Paule wird der schwarze König Kaspar sein − aber Paule will um alles in der Welt den Engel Gabriel spielen. In solchen Momenten kann Mama meist helfen. Sie löst sein Problem zwar nicht, aber sie gibt ihm die richtigen Argumente mit auf den Weg.

Paule ist ein Glücksgriff war das erste Kinderbuch von Kirsten Boie. Es erschien bereits im Jahre 1985 und ist jetzt in einer Neuauflage endlich wieder lieferbar. Die Lektüre ist auch nach mehr als dreissig Jahren berührend, aktuell und überaus lohnenswert. Die Autorin machte es Lesenden leicht, sich mit der Hauptfigur zu identifizieren und dessen Perspektive zu übernehmen. Jedes Kapitel ist eine in sich abgeschlossene Geschichte und erzählt ganz nah am Kinderalltag von Paules, manchmal auch sehr lustigen, Erlebnissen. So können Lesende und Vorlesende auch mal unterbrechen, ohne dass der rote Faden verloren geht. Ein ideales Vorlesebuch für Kinder ab etwa 6 Jahren.

Rezension: Maria Riss

Kirsten Boie: Paule ist ein Glücksgriff. Oetinger, 2010.

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