Johanna Lindbäck: Kein bisschen verliebt?

Majken, zwölf Jahre alt, findet sich zur Zeit so gar nicht cool. Im Gegenteil: Nur schon dieser Name, Majken! Der klingt nach Rüschenschürze und Muffins backen. Zudem spielt sie viel lieber Geige statt Fussball und quatscht lieber über Gott und die Welt statt über Jungs ­– total langweilig, boring! Dabei liebt sie das Geigespielen, ganz besonders dank ihrer wunderbaren Geigenlehrerin Izzy. Tessa hingegen, Majkens beste Freundin, ist das pure Gegenteil und alles andere als langweilig. Sie ist unheimlich sportlich und immer für alles zu haben. So unterschiedlich Majken und Tessa sind, bis jetzt waren sie unzertrennlich, hatten keine Geheimnisse voreinander und schon gar keinen Streit. Neuerdings verbringt Tessa immer mehr Zeit mit Belinda. Belinda – die schon einmal mit einem Jungen zusammen war, die immer schick daherkommt und die alle Jungs zu mögen scheinen. Hinzu kommt, dass Tessa Majken plötzlich nicht mehr alles erzählt – sogar beinahe nichts mehr – und genervt reagiert, wenn Majken nachfragt. Auch wenn sie es nicht recht versteht, wird Majken langsam klar: Ich bin zu langweilig, zu kindisch, zu uninteressant, zu wenig wie Belinda. Das macht sie traurig und einsam. Zur gleichen Zeit kommt ein Neuer an ihre Schule: Ivan. Majken sieht ihn zum ersten Mal, als beide auf ihre Instrumentallehrpersonen warten. Er: Gitarre – viel cooler als Geige! Auch im Französisch begegnen sich die zwei und wechseln ab und zu ein paar Worte. Er scheint ein ganz netter Junge zu sein. Da macht Majken einen Plan: Sie will mit Ivan einen Deal abschliessen, mit ihm eins auf Mädchen-Jungen-Freundschaft machen, so, dass es alle in der Schule bemerken – ganz besonders Tessa. Dann wird Tessa schon sehen, dass Majken keine Langweilerin ist, dass sie mit Jungs sprechen kann und durchaus etwas zu erzählen hat. Dann wird Tessa wieder ihre Freundin sein wollen und alles wird gut. Ivan ist einverstanden, der Plan wird umgesetzt. Obwohl es Majken gar nicht recht bemerkt, entsteht eine echte Freundschaft – und auch etwas mehr – zwischen den beiden. Und der Plan, Tessa zurück zu gewinnen? Der funktioniert zwar einigermassen, aber das ist dann gar nicht mehr so wichtig.
Johanna Lindbäck ist es gelungen, eine wunderbare Geschichte über die schwierigen Jahre in Mädchen-Freundschaften zu schreiben. Wenn Interessen plötzlich divergieren und man sich nicht mehr so richtig versteht, wenn es plötzlich schwierig wird, wo früher alles einfach und natürlich war – und man weder Mittel noch Strategien kennt, wie um Himmels Willen man mit solchen Situationen umgehen soll. Manch eine Erwachsene wird sich in Majken oder Tessa wiedererkennen und sich in diese Zeit zurückkatapultiert fühlen. Wärmstens empfohlen für Mütter und deren Töchter ab ca. 11 Jahren und allen anderen Erwachsenen.

Johanna Lindbäck: Kein bisschen verliebt? Aus dem Schwedischen von Angela Beuerle. Urachhaus. ISBN: 978-3-8251-5313-7

Rezension: Sara Grunauer

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