Buch des Monats November 2016

okJason Reynolds/Brendan Kiely: Nichts ist okay!

Rashad ist schwarz. Er soll, wenn es nach dem Willen seines Vaters geht, Offizier werden und dem Land dienen. Deshalb besucht er auch eine Schule, wo militärischer Drill dazugehört. Es ist Freitag, Rashad will den Abend mit seinen Freunden verbringen. Nur rasch noch eine Tüte Chips im Laden kaufen. Und da passiert es: Rashad stösst unabsichtlich mit einer Frau zusammen. Sekunden später steht ein Polizist mit Waffe vor ihm, beschuldigt Rashad wegen Diebstahls und schlägt ihn nieder. Schlägt immer weiter, zerrt den Jungen auf die Strasse, legt ihm Handschellen an und tritt ohne Unterlass auf ihn ein. Schreit und schlägt und hört einfach nicht auf. Erst im Krankenhaus kommt Rashad wieder zu sich. Und hier muss er die nächsten Tage auch bleiben, zu schwer sind seine Verletzungen. Quinn, ein weisser Junge, hat das alles gesehen. Hat beobachtet, wie brutal der weisse Polizist zugeschlagen hat. Hat mitbekommen, wie wehrlos Rashad am Boden lag. Aber Quinn kennt diesen Polizisten sehr gut, ein Nachbar, ein Freund der Familie. Kann er da wirklich als Zeuge aussagen? Ihn als Täter belasten? Gleichzeitig wird ein Video des Vorfalls in den Medien gezeigt und Rashads Freunde organisieren eine Demonstration gegen die Gewalt an schwarzen Jugendlichen. Alle Einwohner der Stadt müssen nun auf irgendeine Weise Stellung beziehen.
Rashad und Quinn erzählen ihre Geschichte, ihre Sichtweise, ihre Gedanken und Gefühle selber, abwechselnd, jeder aus seiner Perspektive. Zwei verschiedene Autoren haben diese Geschichte auch geschrieben: Jason Reynolds , ein dunkelhäutiger Afroamerikaner, schildert das Geschehen aus der Sicht von Rashad, Brendan Kiely, ein weisser Autor, erzählt aus der Perspektive von Quinn. Zwei Seiten kommen zu Wort, zwei Seiten einer Medaille werden Leserinnen und Leser aufgezeigt. Das Buch zeigt Jugendliche im moralischen Dilemma und macht den überaus grossen Druck nachvollziehbar, unter dem die Menschen in dieser amerikanischen Stadt leben. Die beiden Autoren haben den Opfern und Tätern der zahlreichen Zeitungsberichte Namen gegeben und lassen Lesende unmittelbar teilhaben. Ein eindringlich erzähltes Buch, das nachdenklich stimmt, dem man viele jugendliche und erwachsene Leserinnen und Leser wünscht.

Jason Reynolds/Brendan Kiely: Nichts ist okay! dtv: Reihe Hanser, 2016. ISBN: 978-3-423-65024-3

Rezension: Maria Riss

Christopher Paul Curtis: Die Watsons fahren nach Birmingham – 1963

link to article
Zurück zur Übersicht