Gabriele Clima: Der Geruch von Wut

Niemand sagt dir, wie du das machen sollst. Mit Verlust umgehen, meine ich, wenn jemand stirbt.

Bei einem Autounfall kam der Vater von Alex ums Leben. Alex selber wurde dabei schwer verletzt und verbrachte Monate im Spital. Nun versucht er, mit diesem Leben ohne Vater zurechtzukommen. Trauer und Wut sind riesengross. Alex ist überzeugt davon, dass der entgegenkommende Wagen schuld am Unfall war, am Steuer sass ein dunkelhäutiger Mann. Alex muss diesen Fahrer unbedingt finden, er braucht einen Schuldigen. Hilfe bei der Suche holt er sich ausgerechnet bei einer Gruppe Jugendlicher, die rechtsradikales Gedankengut pflegt. Die helfen zwar bei der Suche, aber Alex soll sich dafür an den Terror-Aktionen der Truppe beteiligen. Immer tiefer gerät Alex in diesen Strudel aus Hass und Rache. Als er sich weigert, jemanden zu schlagen, wird er selbst von der Truppe ins Visier genommen. Er hat dann trotz allem Glück im Unglück und kommt mit ein paar Verletzungen und einigen Stunden Sozialarbeit davon. Alex erzählt diese Geschichte rückblickend, erstaunlich ruhig lässt er Leser:innen an seinen Gedanken, Empfindungen und seiner Entwicklung teilhaben. Diese Geschichte nachzulesen ist beeindruckend und auf mehreren Ebenen sehr spannend: Es sind die Erfahrungen mit dieser Truppe, deren Gedankengut so gar nicht zu Alex passt, die fiktiven Dialoge mit seinem Vater und Flashbacks vom Unfall, die ihn immer wieder überfallen. Gabriele Clima ist mit diesem Roman nicht nur von der Sprache und Erzählweise her ein Wurf geglückt, er zeigt auch glaubhaft und eindringlich auf, wie schnell man in die Fänge solch rechtsradikaler Gruppen geraten kann. Für Jugendliche. 192 Seiten.

Gabriele Clima: Der Geruch von Wut. Aus dem Italienischen von Barbara Neeb und Katharina Schmidt. Hanser 2022. ISBN: 978-3-446-27422-8

Rezension: Maria Riss

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