Dianne Touchell: Kleiner Wahn

wahnSie lieben sich, Rose und Michael. Und für beide ist es das erste Mal. Und es ist wunderschön. Aber dann wird für Rose der Kalender immer wichtiger, ihre Regel bleibt aus. Sie will das ganz einfach nicht wahrhaben, Michael geht es genauso. Sie verweigern sich beide der Realität. Augen zu und durch. Das geht sicher wieder weg. Rose verweigert das Essen. Rose beginnt mit dem Rauchen. Rose nimmt heimlich von Mamas Tabletten und Rose verkriecht sich immer mehr. Und Michael bleibt immer öfter einfach weg. Niemand merkt etwas: Rose hat etwas Schlechtes gegessen, meint ihre Mutter. Rose hat sich in letzter Zeit etwas übernommen. Bis es schliesslich zur Katastrophe kommt.

Was an dieser Geschichte so beeindruckt, ist diese beklemmende Atmosphäre, von der Dianne Touchell so treffend, eindringlich und bildhaft erzählt. Dieses Erstarren aller Protagonisten, die unglaubliche Ignoranz, mit welcher die Erwachsenen, Eltern wie Lehrer, den beiden Jugendlichen begegnen: Wenn man die Augen nur ganz fest zumacht, dann sieht man auch nichts. Es ist besser so. Wichtig ist, dass kein Gerede aufkommt. Man weiss, dass das alles in einer Katastrophe enden wird und als diese dann tatsächlich eintrifft, ist man fast ein bisschen erleichtert. Die australische Autorin Dianne Touchell hat ein fantastisches Buch geschrieben, das einem bis zur letzten Seite in den Bann zieht, das unter die Haut geht. Für Jugendliche und Erwachsene.

Dianne Touchell: Kleiner Wahn. Königskinder Verlag bei Carlsen 2015. ISBN: 978-3-551-56009-4

Rezension: Maria Riss

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