Buch des Monats Mai 2019

Michèle Lemieux: Gewitternacht oder wo endet die Unendlichkeit?

Ein Mädchen geht zu Bett. Gibt Papa und Mama ein Küsschen. Der Hund darf mit. Aber schlafen, nein das geht nicht, viel zu viele Gedanken und Fragen kreisen. Es gibt Nächte, da kann man vor lauter Nachdenken einfach nicht einschlafen. Vor allem dann, wenn draussen ein Gewitter tobt. Es sind nicht immer einfache Fragen, es geht um verschiedene Arten von Glück, um den Tod und das Leben danach. Es geht um Angst und Hunde oder darum, wer man eigentlich ist.
Das Buch erzählt keine Geschichte. Man blättert es durch, staunt, blättert zurück, denkt nach, schmunzelt oder schüttelt den Kopf. Die Bilder sind in feinem Strich mit schwarzer Tusche gezeichnet, skizzenhaft und trotzdem reich. Sie sind wie der Text, auf das absolut Wesentliche reduziert. Da lenkt nichts ab. Da steht pro Doppelseite ein Satz und es gibt ein Bild dazu, das dieses Textfragment ganz wunderbar in Szene setzt. Stellenweise erinnert das Buch an den berühmten Fragenkatalog von Max Frisch. Ein Gedanken-Bilderbuch zum Anschauen, Nachdenken, Philosophieren und Fabulieren und dies am besten gemeinsam. Ein wunderbares, spezielles und umfangreiches Bilderbuch für Kinder wie für Erwachsene gleichermassen.

Michèle Lemieux: Gewitternacht oder wo endet die Unendlichkeit? Beltz 2019. ISBN: 978-3-407-81224-7

Rezension: Maria Riss

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