Buch des Monats Juni

Makiia Lucier: Das Fieber
Die Geschichte spielt im Herbst des Jahres 1918. Cleo lebt unter der Obhut ihres Bruders in einem wunderschönen Haus am Stadtrand von Portland. Sie besucht als externe Schülerin ein Internat für junge Mädchen, spielt Klavier, lernt Lateinisch und weiss im Grunde genommen überhaupt nicht, was einmal aus ihr werden soll. Nun tritt ihr Bruder mit seiner jungen Frau eine Reise nach San Francisco an. Cleo soll während dieser Zeit in ihrer Schule leben und dort beaufsichtigt werden. Ausgerechnet in diesen Tagen wird auch in Portland das erste Opfer der Spanischen Grippe entdeckt. Sofort treten Notmassnahmen in Kraft: Alle Schulen werden geschlossen, das Konzerthaus wird in ein Notkrankenhaus umgebaut, grössere Ansammlungen sind verboten. In diesem ganzen Durcheinander entflieht Cleo der Enge ihrer Schule und meldet sich als freiwillige Helferin beim Roten Kreuz. Zum ersten Mal in ihrem Leben hat Cleo das Gefühl, etwas wirklich Wichtiges zu tun. Zum ersten Mal erlebt sie, dass sie gebraucht wird und dass sie viel mehr kann, als Gedichte zu lernen, Kleider zu sticken und Klavier zu üben. Cleo wächst in dieser Zeit über sich hinaus. Sie trifft Menschen, denen es genauso geht, die arbeiten und helfen bis zum Umfallen, auch wenn sie sich dabei selber in Lebensgefahr begeben.
Mit dem Buch «Das Fieber» ist der amerikanischen Autorin ein ganz wunderbares, berührendes Debüt gelungen. Die Autorin schreibt bildhaft und präzise, so dass man beim Lesen mittendrin ist, im Buchgeschehen. Das geht bei solchen Themen aber auch ganz schön unter die Haut. In der Figur der jungen Cleo werden sich viele Leserinnen wiederfinden und ihre Entwicklung vom gelangweilten, verwöhnten Mädchen zu einer wagemutigen, tatkräftigen jungen Frau mit grosser Begeisterung nachlesen. «Das Fieber» ist kein Heldenepos, es ist die glaubhafte und eindrückliche Geschichte einer jungen Frau, die durch extreme Erfahrungen an ihre Grenzen stösst und dadurch aber auch mehr zu sich selber findet, erwachsen wird. Besonders gut gelungen ist der Autorin auch der Einblick in die Zeit dieser schrecklichen Epidemie, der so unsagbar viele Menschen zum Opfer fielen. Das auf Tatsachen beruhende Buch ist im Verlag Königskinder erschienen, mittlerweile ist dies ein Label für anspruchsvolle, aber wunderschöne und kostbare Jugendliteratur. Für Jugendliche.

Makiia Lucier: Das Fieber. Königskinder Verlag bei Carlsen 2015. ISBN: 978-3-551-56012-4

Rezension: Maria Riss

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