Antje Bones: Nebenan ist doch weit weg

Muss es ausgerechnet Krakau sein? Dahin muss die 12-jährige Edith mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder nämlich umziehen. Mama und Papa erwarten dort spannende Jobs und das Nachbarland Polen hat die beiden schon immer fasziniert. Sie können sich zudem in dieser malerischen Stadt endlich ein zwar altes, dafür eigenes Haus leisten. Für Edith ist der neue Ort zu Beginn ein Albtraum, sie musste ihre allerbesten Freundinnen in Berlin zurücklassen, kennt hier niemanden und ihr Polnisch ist alles andere als gut. Zudem merkt sie bald, dass Deutsche in diesem Land nicht von allen gern gesehen werden. Aber Edith ist eine Kämpferin, sie wird sich in dieser fremden Umgebung eingewöhnen, egal wie schwierig es sein wird. Sie versucht alles richtig zu machen, sich möglichst «polnisch» zu benehmen und sich selbständig in der Stadt zu bewegen. Auch in der Schule ist der Einstieg nicht einfach. Nur Milena und Antek, beides eher Aussenseiter, reden mit ihr. Zusammen mit ihren frisch gewonnenen Freunden, erkundet Edith ihr neues Daheim. Dabei entdecken sie in Ediths Zimmer eine geheime Tür. Unter der Tapete gibt es einen Durchbruch in einen engen, dunklen Raum. Der Raum ist leer, nur einen Stapel alter Briefe finden sie am Boden. Die Eltern werden vorläufig nicht eingeweiht, zuerst wollen die drei selber herausfinden, was es mit diesen Briefen auf sich hat. Die Spur führt sie in die Vergangenheit. Es ist eine traurige Geschichte, die sie herausfinden, eine die sie alle sehr berührt und die ihre Freundschaft umso mehr kittet.
Antje Bones spricht in diesem Buch viele Themen an: Die Bedeutung von Religion beispielsweise, (Milena ist eine sehr gläubige Katholikin), die jüngere Geschichte beider Länder, die Schwierigkeit, sich in einer noch fremden Sprache auszudrücken oder die grosse Bedeutung von Mut, Menschlichkeit und Toleranz. Edith erzählt ihren Neustart in dieser fremden Umgebung aus der Ich-Perspektive, zwischendurch gibt es auch immer wieder Tagebucheinträge, die das ganze Gefühlsdurcheinander für Lesende noch glaubhafter und nachempfindbarer machen. Bemerkenswert sind auch die Illustrationen im Buch – kleine Skizzen und Vignetten, die den Text sehr gut ergänzen. «Nebenan ist doch weit weg» ist ein ruhiges Buch, das sehr berührt. Für Kinder ab etwa 12 Jahren.

Antje Bones: Nebenan ist doch weit weg. Mit Illustrationen von Michael Szyszka. dtv 2023 ISBN: 978-3-423-64113-5

Rezension: Maria Riss

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