Allan Stratton: Zoe, Grace und der Weg zurück nach Hause

Zoe fühlt sich mit jedem Tag weniger verstanden von ihren Eltern. Es ist nicht nur die Platznot im engen Haus, es sind vor allem die völlig anderen Vorstellungen, was wichtig ist im Leben und wofür es sich zu kämpfen lohnt. Nur bei Oma Grace fühlt sich die sechzehnjährige Zoe wohl. Hier gibt es kein Mobbing wie in der Schule und keine Eltern, die dauernd auf ihr rumhacken. Hier gibt es Ruhe in Omas altem Haus und Garten und die bedingungslose Liebe einer alten Frau. Hier wird sie verstanden und bekommt das, was sie am meisten braucht: Geborgenheit und Verständnis. Aber Oma Grace wird immer vergesslicher und macht manchmal ziemlich seltsame und schräge Sachen. Sie verläuft sich im Ort, vergisst die einfachsten Dinge. Zoes Eltern bringen Oma Grace in ein Heim und dies gegen den ausdrücklichen Willen von Zoe. Zoe spürt, wie unglücklich Oma Grace in diesem Heim ist und dass Oma eine alte, ungeklärte Sache immer mehr beschäftigt: Es gibt noch einen Sohn, mit dem Oma Grace vor langer Zeit gebrochen hat. Sobald aber Zoe dieses Thema bei ihrer Familie anspricht, trifft sie auf eine Mauer aus Schweigen. Zoe beschliesst, mit ihrer Oma durchzubrennen, um den verlorenen Sohn Teddi aufzuspüren. Sie weiss, nur wenn es zu einer erneuten Begegnung kommt, wenn alte Verletzungen ausgesprochen und geklärt werden, kann Oma ihre innere Ruhe finden. Ganz schön abenteuerlich wird diese Reise und Grace kommt an ihre Grenzen, auch was die Pflege der dementen Oma angeht. Aber stur, das sind beide und ganz zum Schluss finden sie Teddi endlich. Jetzt wird klar, weshalb immer alle geschwiegen haben und es Teddi einfach nicht mehr gab: Teddi lebt nun als Frau und es geht ihr gut dabei. Endlich ist das ewige Lügen vorbei und eine Versöhnung möglich.
Mit Zoe hat der kanadische Autor Allen Strattan eine faszinierende Figur ins Zentrum des Buches gestellt. Zoe ist anders als die anderen Mädchen in ihrer Umgebung, weniger angepasst, kompromissloser, sturer vielleicht auch. Aber Zoe ist ein Mädchen, dem man lesend gern folgt und sie für ihre Durchsetzungskraft stellenweise auch bewundert. In diesem spannenden Buch geht es um den Mut anders zu sein, um die Schwierigkeiten, die damit verbunden sein können und um Menschen, die mit ihrer Toleranz und ihrer Herzenswärme die Welt ein bisschen besser machen. Für Jugendliche.

Allan Stratton: Zoe, Grace und der Weg zurück nach Hause. Hanser 2020
ISBN: 978-3-446-26820-3

Rezension: Maria Riss

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