HS21 – Wohnen an der Rosentalstrasse

Donzent: Prof. Matthias Ackermann

Assistenz: Axel Gassmann, Valentin Lang, Fabienne Maritz und Anja Müller

Begleitung Konstruktion: Marco Merz

Begleitung Tragkonstruktion: Tobias Huber und Manuel Wehrle

 

Wohnkultur

Wenn wir uns im zweiten Jahr des Architekturstudium mit dem Wohnungsbau beschäftigen, so kommen wir nicht umhin, uns zunächst mit der Kultur des Wohnens zu beschäftigen. Unsere Vorstellungen von Wohnen sind natürlich auch vom Zeitgeist geprägt, sie gründen aber vor allem tief in den existentiellen Erfahrungen des Menschseins. Und das Wohnen ist direkt und unmittelbar mit dem menschlichen Körper verbunden. Der gute Stuhl unterscheidet sich vom schlechten durch den Respekt, den er Mass und Proportion entgegenbringt.

 

Vorübung: Objektraum

Als Einstieg in das Thema setzen wir uns mit dem Verhältnis zwischen dem Raum und dem Wohnen auseinander. Wir gehen der Frage nach, wie die Beziehung zwischen Körper und Raum unsere Wahrnehmung und Benutzung von Architektur prägt.

In der Vorübung wählen wir einen raumhaltigen Gegenstand aus und interpretieren dessen Inneres als Wohnraum. Durch genaue Beobachtung des Innenraumes lassen sich spezifische Eigenschaften wie Proportionen, Licht und Oberflächen erkennen, oder erahnen. Wie wirkt der Raum auf uns? Wie liesse sich darin wohnen?

Durch das Einfügen von Mobiliar untersuchen wir die massstäbliche Transformation und setzten den Raum ins Verhältnis zum eigenen Körper. Der erdachte Wohnraum soll in atmosphärischer Form dargestellt werden. Die Darstellungsmittel sind frei und in Entsprechung zur Raumidee zu wählen.

Einführung: Dienstag, 21. September 2021
Begleitung Werkstatt mit den Assistierenden am 28. und 29. September 2021
Abgabe: Ausstellung am Mittwoch 29. September, 16.00 Uhr

 

Semesterarbeit

Dem Gebiet um den Badischen Bahnof in Basel steht eine grundlegende Transformation bevor. Der Bahnof selbst wird mit dem Ausbau des S-Bahnnetzes und insbesondere der Inbetriebnahme des Herzstücks von einer peripheren Fernzugstation zu einem Knotenpunkt der Stadtenwicklung werden. Der Kanton Basel-Stadt hat das Rosenthal Areal via-à-vis des Bahnhofs gekauft und beabsichtigt, dort ein dicht bebautes Quartier zu errichten mit vielfältigen Nutzungen zwischen Wohnen, Gewerbe, For-schung und Lehre (www.rosentalmitte.ch). Die ersten Projekte dazu sind bereits in Planung. Der Rosentalstrasse wird in diesem Kontext ebenfalls eine wichtigere Rolle zukommen: Sie verbindet den Bahnhof mit dem Messeplatz und weiter mit der Innenstadt. Die heutige Bebauung entlang der Rosentalstrasse weist Defizite auf, insbesondere in den Erdgeschossen, die kaum etwas zur Belebung des Strassenraums beitragen.

Im Rahmen unserer Semesterarbeit wollen wir Vorschläge für die Aufwertung der Rosentalstrasse erarbeiten und zugleich eine Strategie zur Verdichtung des Orts untersuchen. Als Übungsanlage verschieben wir die Baulinie auf der südlichen Seite der Strasse für die oberen Geschosse um 6-9m in den Strassenraum. Für die Bebauung massgebend ist der Lichteinfallswinkel zur Strasse von 60°. Der untere Bereich der neuen Raumschicht wird als öffentlicher Raum (beispielsweise in Form einer Arkade) ausgebildet, die Bauflucht bleibt zugunsten einer gedeckten Zone zurück. Mit der Neuformulierung des Strassenraums sollen mehrere Ziele erreicht werden: die Bildung einer starken Strassenfront gegenüber der neuen Bebauung des Rosentalareals, die Fassung eines gut proportionierten Strassenraums, der gut mit den Erdgeschossen verbunden ist, und schliesslich ein stadtklimatisch willkommenes Angebot an öffentlichen Räumen, die gut verschattet sind.

Die bestehenden Bauten werden respektiert, sie werden mit einer neuen Raumschicht ergänzt. Die Wohnungen werden also aus dem Bestand entwickelt, sie sollen ein breites Publikum als Mieterinnen und Mieter ansprechen. Die Erdgeschosse können geöffnet werden, neben Wohnungen können auch Nutzungen mit öffentlichem Charakter angeboten werden.

Konstruktiv werden nachhaltige Lösungen gesucht, die den Bestand wertschätzen und die Systemtrennung berücksichtigen. Auf Beton als Baumaterial soll weitestgehend verzichtet werden.

 

Anforderungen

Die Studierenden entwickeln selbständig Projekte für eine ausgewählte Parzelle im vorgegebenen Perimeter. Die Projekte sind aber auch innerhalb der Gruppe zu diskutieren und abzugleichen. Parallel zur Einzelarbeit präzisiert jede Gruppe ein gemeinsames Regelwerk für die ganze Fassadenfront entlang der Rosentalstrasse. Konstruktive und strukturelle Überlegungen unterstützen die Entwurfsarbeit.

Begleitung Assistierende (wöchentliche Tischkritiken einzeln)
Dozenten Tragkonstruktion (Sprechstunden)
Einführung Dienstag, 5. Oktober 2021, 10.00h
Abgabe Übergeordnetes städtebauliches Konzept Situation 1:500
Vollständige Projektpläne im Massstab 1:100
Aussagekräftige Ausschnitte im Massstab1:50
Erdgeschoss mit Umgebung
Einsatz in Gesamtmodell 1:100
Modell einer Wohnung
Zwei bearbeitete Modellfotos (innen und aussen)
Durchgehender konstruktiver Schnitt 1:20
Zwischenkritik 2. und 3. November 2021
30. November und 1. Dezember 2021
Schlusskritik Abgabe der Pläne und Modelle 9. Januar 2022, 17.00h
10. bis 12. Januar 2022 mit Gästen

Die Anforderungen an die Abgaben für die Zwischenkritiken orientieren sich an der Schlussabgabe und sollen alle Elemente abdecken, inkl. Modelle und Fotos.

 

Ökonomische Nachhaltigkeit

Die Ökonomie spielt beim Wohnungsbau eine entscheidende Rolle. Neben den Kosten für das Land entscheiden die Baukosten massgebend über die Tragbarkeit der Wohnungen für breitere Bevölkerungskreise. Von Beginn des Entwurfsprozesses sollen diese Aspekte, die sich im Wesentlichen an konstruktiven Fragen entscheiden, berücksichtigt werden.

Begleitung keine (Wochenübung)
Ausgabe Mittwoch, 3. November 2021, 17.00 Uhr
Seminar 09. und 10. November 2021 in Gruppen mit Marco Merz und den Assistierenden

 

Grundlagen

Der Wohnungsbau wird mit Vorträgen und Lektüre (Selbststudium) thematisch eingeführt. Von den Studierenden wird erwartet, dass sie sich im Laufe des Semesters mit dem Wohnungsbau nicht nur projektbezogen sondern auch mit einem breiten Blick befassen.

 

Vorträge

28.09. John Lautner (MA)
05.10. Hans Schmidt (FM)
06.10. Alvar Aalto (AG)
12.10. Sergio Fernandez (AM)
19.10. Alison & Peter Smithson (VL)
09.11. Hans Bernoulli (MA)
16.11. Armin Meili (FM)
23.11. Geoffrey Bawa (AG)
08.12. Balkrishna Doshi (AM)
14.12. Hans Scharoun (VL)
21.12. Auguste Perret (MA)
01.06. Rotes Zürich (VL)

 

Atelierbetrieb

Das Atelier bietet nicht nur persönliche Arbeitstische für alle Studierenden an, es ist auch Ort des Austauschs und der Begegnung. Von den Studierenden wird deshalb erwartet, dass sie im Atelier anwesend sind.

Die Assistierenden betreuen jeweils 11-12 Studierende. Der Dienstag beginnt um 09.00h mit einer Vorlesung, danach finden die Tischkritiken statt. Die Studierenden bereiten sich darauf vor und bringen alle relevanten Skizzen, Pläne und Modelle mit. Am Mittwoch finden weitere Veranstaltungen statt. Um 17.00h gibt der Dozent ein Feedback über die Entwicklung der Projekte.

Alle kennen die Regeln des jeweils güligen Covid-19 Schutzkonzeptes und halten sie konsequent ein.

 

Exkursion: Baukultur Handwerk Kunst im Engadin

Das Engadinerhaus ist in seinem Ursprung ein bäuerliches Gebäude, dessen Ausdruck und Innenleben stark geprägt war durch pragmatische Bedingungen wie das Klima, die Topografie, das lokale Handwerk und die Anforderungen eines landwirtschaftlich geprägten Umfelds. Wir gehen auf der Exkursion der Frage nach, wie wir mit den bis zu 500-jährigen Gebäuden umgehen wollen, mit den heutigen Anforderungen an Wohnkomfort. Auch das Wechselspiel von Vielfalt und Einordnung ins Gesamtgefüge sind Themen aus unserer Entwurfsarbeit, welche anhand der Engadiner Dorfensembles schön diskutiert werden können.

Wir besichtigen Umbauten, Baustellen, und Handwerksbetriebe, beschäftigen uns mit der Geschichte, der Gegenwart und der Zukunft des Engadins und diskutieren mit Gästen gemeinsam über damit verbundene Thematiken wie den Tourismus, die Zersiedelung oder die Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative.

Mit einem Besuch in der Künstlerresidenz Nairs und Werken des Künstlers Not Vital wollen wir einen Einblick bekommen in die Kunstwelt des Engadins, welches viele Kunstschaffende hervorgebracht sowie auch angezogen hat.

Luigi Caccia Dominioni, Villa San Valerio, 1957
Giorgio Morandi, Natura morta a grandi segni, 1931
Modell der Collection Walter-Guillaume, Musée de l‘Orangerie, Paris
Norman Foster Otl Aicher
Charlotte Perriand
Schloss Tarasp