SUPERBLOCK

Dozentin: Prof. Dominique Salathé | Assistenz: Fabio Gsell | Begleitung: Andreas Nütten

Zurück in die Stadt!

Nach einem Semester auf dem Land, in dessen Rahmen wir uns mit dem Potential von neuen Lebenswelten und einer landwirtschaftlichen Neunutzung der ehemaligen Klosteranlage von Bellelay im bernischen Jura auseinandergesetzt haben, kehren wir im Frühjahrssemester 2024 in die Stadt, nach Basel, zurück. Hier interessiert es uns, im Modul Landschaft neue städtebauliche Betrachtungsräume zu untersuchen, die es ermöglichen Quartierinfrastrukturen neu zu denken.

Landschaft

Das Denken im Massstab Landschaft ermöglicht ein konzeptionelles Entwerfen im Massstab der Stadt und des Quartiers und stellt dies in einen übergeordneten Kontext. Die Stadt aus einer landschaftlichen Perspektive betrachtet eröffnet neue Potentiale und andere Sichtweisen auf den gewohnten Kontext. Wie sehen unsere Städte in Zukunft aus, wie werden sie sich verändern? Inwiefern können wir der Klimaerwärmung entgegenwirken, Strassen verändern und die bestehenden Strukturen den Prinzipien der Schwammstadt anpassen und/oder eine adäquate Durchlüftung ermöglichen? Inwiefern können wir gemeinschaftliche Infrastruktur neu denken und welches Potential für unsere Ver- und Entsorgung kann daraus entstehen? Wir suchen nach dem räumlichen und materiellen Mehrwert dieser Betrachtung! Nach der Tabula Rasa Ideologie der Moderne und der «Ersatzbaustrategie» der letzten Jahrzehnte gilt es unter den veränderten Voraussetzungen des Klimawandels neue architektonische und städtebauliche Denk-und Handlungsfelder zu entwickeln. Das Denken in anderen Dimensionen ermöglicht es, einen situativen Urbanismus zu entwickeln, der aus der genauen Betrachtung des Bestands hergeleitet wird. Es gilt gute Gelegenheiten zu nutzen, neue Zusammenhänge zu schaffen und Altbewährtes zu stärken!

Superblock

Der Begriff «Superblock» wird im Rahmen der Klimaanpassungen als neue stadtmorphologische Ordnungsgrösse diskutiert. Der Begriff bezeichnet eine Ansammlung von mehreren Häuserblocks oder Blockrandgevierten, die eine fussläufige Nachbarschaft bilden; der «Superblock» ist üblicherweise durch grössere Strassen begrenzt, über die der motorisierte Durchgangsverkehr geführt wird, während das Innere des Superblocks von motorisiertem Verkehr weitgehend freigehalten ist. Dies geht einher mit einer Renaissance der Strasse als Begegnungs- und Interaktionsraum, als Adresse, ebenso als klimawirksamer Grün- und Versickerungsraum. Ein eigenständiger blau-grüner aber sozio-ökonomisch auch bunter urbaner Mikrokosmos kann entstehen, der in vielen Belangen der Kreislauflogik und nachbarschaftlichen Kooperationsmodellen folgen kann.

Im Rahmen des Semesters soll das Potential dieses neuen Raumverständnisses untersucht und an verschiedenen, ausgesuchten Orten in Basel konkretisiert werden. Grundlage ist eine Studie von 2021, die verschiedene konkrete Eignungsgebiete benennt, sowie die Studie von Neustart Schweiz «Nachbarschaften» entwickeln. Neben den neuen stadträumlichen Möglichkeiten interessieren wir uns konkret für die Versorgung dieser Gevierte. Food Hubs und Marktstrukturen sollen als feste Bestandteile dieser neuen Nachbarschaften mitgedacht und entwickelt werden. Durch die synchrone Untersuchung mehrerer potenzieller Räume soll der spezifische Charakter des jeweiligen «Superblock» identifiziert, verglichen und sein besonderes Talent entwickelt werden.

Fokusprojekt I – Superblocks

Im Fokusprojekt I sollen in Zweiergruppen die unterschiedlichen Eignungsbereiche für die Superblocks untersucht und analytisch dargestellt werden. Auf der Grundlage einer Gesamtübersicht wird eine vertiefte räumliche und quantitative Strukturanalyse von 4 bis 6 Superblocks erarbeitet. Jedes Team untersucht ein ausgesuchtes Geviert und dokumentiert bauliche und freiräumliche Strukturen, Topografie, Dachlandschaft, Schattenverlauf, Durchlüftung etc. Die Analyse soll die spezifischen Talente jedes Gebietes veranschaulichen und so seine besonderen Potenziale für die nötigen Klimaanpassungen aufzeigen. Dabei interessieren uns Möglichkeiten für Schwammstadt, Durchgrünung, Retention aber auch für Logistik, Infrastruktur, räumliche Aneignung und sozialer Mehrwert.

– Modell des Superblocks

– Analyse; räumliche und quantitative Analyse der Superblocks

– Definieren der spezifischen Talente der jeweiligen Superblocks

– Programmatische Analyse, Raumprogramm Infrastruktur; gesucht ist ein bodengebundener möglichst offener Infrastrukturbereich als Neubau oder im Bestand.

Fokusprojekt II – Neue Programme – Quartierinfrastruktur

Die im Fokusprojekt I entwickelten räumlichen und programmatischen Analysen bilden die Grundlage für die individuelle Weiterentwicklung ausgesuchter Bereiche im Fokusprojekt II. Es soll jeweils individuell ein Vokabular für die freiräumlichen Eingriffe entwickelt, und mittels konkreter Ausschnitte und Zoom-Ins veranschaulicht werden. Gezielt architektonische Bausteine ergänzen die Superblocks mit ausgesuchten gemeinschaftlichen und infrastrukturellen Funktionen.

– Markthalle

Gastronomie / Kiezkantine / Quartiertreffpunkt / Märkte / …Verteillogistik Quartier / Lebensmitteldepot / Foodhubs / Mikro-Produktion / Kreisläufe schliessen / Foodwaste aufbereiten / Kompost / Biogas / Entsorgung / Produktionsräume für Lebensmittel

– Quartiereinstellhalle

Flexible oberirdische Strukturen: mit Mehrfachnutzungen Mobilityhub / Lastenvelozentrale / Paketstelle / Motorisierter Individualverkehr / …

– Energiezentrale

Mehrfachnutzung Fassaden und Dach, Nahwärmenetze Solarthermie / PV / Kompost / Biogas / …

Dachlandschaft Kleinbasel