SUPERPOSITION

Dozentin: Prof. Annette Helle | Assistenz: Patrick Meyer | Begleitung: Tom Boyle

Die Ressource Boden ist in der Stadt Basel seit jeher knapp. Die hohe Zahl neu geschaffener Arbeitsplätze im letzten Jahrzehnt hat jedoch die Nachfrage nach zusätzlicher Infrastruktur und Wohnraum stark ansteigen lassen. Sollen die stadträumlichen Qualitäten und die vorhandenen Freiräume langfristig gesichert werden, kann das notwendige Wachstum nur über eine Verdichtung nach innen erfolgen. Im städtebaulichen Kontext bedeutet dies, die Kapazitäten des Gebäudebestands zu nutzen und neue Flächen auf bestehenden Geschossflächen zu schaffen.

Mit der Klimaschutzstrategie „Netto-Null bis 2037“ hat sich Basel das bisher ehrgeizigste Ziel aller Kantone und Gemeinden zur Erreichung der Klimaneutralität gesetzt. Weitere gesetzliche Grundlagen sowie Vorstösse aus Bevölkerung und Politik wirken in Richtung einer nachhaltigen und klimagerechten Stadtentwicklung. Dazu gehört auch das Konzept Superblock, das 2024/2025 in zwei der am dichtesten bebauten Stadtquartiere umgesetzt werden soll. Es handelt sich um permanente und temporäre Massnahmen, die zur Verbesserung des Stadtklimas und der Wohnumfeldqualität beitragen sollen.

Diese beiden Strategien zum Umgang mit Stadtentwicklung und Klimawandel bilden die übergeordnete Ausgangslage für die Semesteraufgabe. Sie besteht aus einem zu planenden Umnutzungs- und Aufstockungsprojekt an zwei unterschiedlichen innerstädtischen Standorten. Zur Stärkung der nachbarschaftlichen Beziehungen sind vielfältige und sich zeitlich überlagernde Nutzungen vorzusehen. Die Wahl der Konstruktion und der Materialisierung soll aktuelle Themen wie Umnutzung und Transformationsmöglichkeiten berücksichtigen. Ziel sind innovative Entwürfe, die relevante Antworten auf die Frage nach der Zukunft des Bauens geben.

Fokusprojekt 1: Nutzung und Nachbarschaft

Die Orte unserer Interventionen befinden sich auf beiden Seiten des Rheins in den Stadtteilen Matthäus und St. Johann. Gemeinsam für die Quartiere ist, dass sie von Wohn- und Gewerbebauten unterschiedlicher Massstäblichkeit geprägt sind und ursprünglich für Arbeiterinnen und Arbeiter gebaut wurden. Heute gehören beide zu den lebendigsten und entsprechend attraktivsten Wohn- und Geschäftsvierteln der Stadt.

Auch die beiden zur Auswahl stehenden Grundstücke und ihre Bebauung weisen Ähnlichkeiten auf. Es sind Gewerbebauten, die fast die gesamte Grundstücksfläche einnehmen. Beide wurden mehrfach weitergebaut und haben ihre heutige Form Mitte des letzten Jahrhunderts erhalten. Das zweigeschossige Gebäude an der Fatiostrasse beherbergt heute eine Sattlerei und ein Veranstaltungslokal. Am Bläsiring ist das Gebäude dreigeschossig und mit einem Gemüsemarkt sowie Büro- und Unterrichtsräumen belegt.

Zu Beginn des Semesters beschäftigen wir uns sowohl mit den örtlichen Gegebenheiten als auch mit der Bausubstanz dieser Bestandsbauten. Durch genaue Analysen sollen zukünftige Nutzungs- und Erweiterungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Dabei sind zwei potenzielle, sich ergänzende Hauptnutzer:innen auszuwählen. Gesucht werden beispielhafte Betriebe wie Kaffeerösterei und Bäckerei oder Gemüse- und Getränkehandel, für die individuelle Projekte zu entwickeln sind.

Abgabe als Einzel- und Gruppenarbeit

– Analyse des Bestands mit vier thematischen Tafeln: Städtebaulicher Kontext, Typologie und Struktur, Materialisierung und Konstruktion, räumliche Atmosphäre

– Nutzungskonzept und Referenzen

– Modell des Bestands als Arbeitsmodell

Fokusprojekt 2: Material und Mehrwert

Das grundsätzliche Raumprogramm ist für alle Entwurfsprojekte gleich. Demnach sind für die beiden synergetisch funktionierenden Gewerbebetriebe geeignete Räumlichkeiten für Produktion, Verkauf und Gastronomie zu planen. Die Anordnung der Flächen – in den bestehenden Geschossen oder in der neuen Aufstockung – hängt von den gewählten Betrieben und deren Publikumsverkehr ab. Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen sollen die neu aktivierten Räume auch zur Belebung der unmittelbaren Nachbarschaft beitragen. Um die Lokale möglichst gut auszunutzen, ist mindestens ein Bereich auch für eine temporäre Nutzung durch Quartierbewohner:innen vorzusehen.

Ein sensibler Umgang mit dem Bestand bietet die Chance, identitätsstiftende Elemente zu erhalten und in Kombination mit Neuem die räumliche Situation insgesamt zu verbessern. Dazu müssen die vorhandenen Qualitäten erkannt und von Anfang an in die Planungsprozesse einbezogen werden. Zum räumlichen und baulichen Zustand des Gebäudes gehören auch seine statischen und bauphysikalischen Gegebenheiten. Sie werden bei der Dimensionierung und auch bei der Materialisierung des Neubaus eine entscheidende Rolle spielen. Darüber hinaus soll der aufgestockte Neubau so strukturiert und konstruiert werden, dass seine Bauteile wiederverwendet werden können. Mit integrierten Elementen für erneuerbare Energien soll er zudem energetisch autark sein. Insgesamt soll ein Bauwerk entstehen, das durch eine eigenständige Atmosphäre zwischen Alt und Neu zu überzeugen vermag.

Abgabe als Einzelarbeit

– Situationsplan 1:500

– Projektpläne 1:100

– Fassadenschnitt 1:20

– Modell 1:33/1:20

– Konzepterläuterungen

Fatiostrasse