ENTWURF

Schönthal

Kraftort zwischen Landwirtschaft und Kunst

Die Landschaft östlich von Langenbruck im Kanton Basel-Land ist geprägt von den bewaldeten Höhenzügen der ersten Jurakette. In der geschützteren Lage des Tales charakterisieren Wiesen und Weiden die Landschaft, eingestreut dazwischen liegen einzelne Höfe, Scheunen, Weid- und Melkhütten. Inmitten dieser hügeligen Jura-Landschaft liegt etwas abgeschieden das Kloster Schönthal. Seit dem 12. Jhdt. bildet das Kloster der Benediktinerinnen einen wichtigen spirituellen Rückzugsort und gleichzeitig ist es bereits seit dem Mittelalter Besteller des umliegenden Acker- und Weidelands. Diese bestehende Kulturlandschaft rund um das ehemalige Kloster übt bis heute eine besondere Faszination auf Besucher aus. Das Schönthal dient als aktive kulturelle Begegnungsstätte, in welcher zeit-genössische Skulpturen einen intensiven Dialog mit der Landschaft eingehen.

Der Landschaftspark ist aber nicht nur bezaubernde Kulisse, sondern auch ein produktiver Landwirtschaftsbetrieb. Das Hofgut Schönthal betreibt auf einer Fläche von 100 Hektar Demeter-Landwirtschaft mit dem Ziel, die Biodiversität und Landschaftsästhetik zu fördern. Die Landwirtschaft soll dabei nicht die Gestaltung der Landschaft dominieren, sondern sich möglichst harmonisch in den Natur-, Kultur- und Kunstraum Schönthal einfügen.

Im Rahmen des übergeordneten Themas „feed the city“ widmen wird uns in diesem Semester der Kulturlandschaft in engem Zusammenhang mit dem gebauten Raum. Ziel ist es die bereits bestehenden Strukturen um das Kloster Schönthal zu verstehen und darauf basierend Strategien zu entwickeln, die ein nachhaltiges Ernährungssystem fördern. Dies können gezielte Eingriffe für eine nachhaltige Landwirtschaft, die Förderung von Biodiversität oder die Stärkung des Landwirtschaftsraum beinhalten. Ebenso spielt die Vermittlung von Wissen über die ökologische Essensproduktion, Verarbeitung und Konsumation eine wichtige Rolle. Basierend darauf werden wir Strukturen und Räume entwerfen, die den heutigen und zukünftigen Anforderungen eines solchen Begegnungsortes gerecht zu werden versuchen.

Als Einstieg unternehmen wir verschiedene Ausflüge zum Kloster Schönthal und erwandern den Ort in Gruppen, um ihn zu erfahren und zu analysieren. Unterschiedliche Medien wie Film, Tonaufnahmen, Skizze und Modell sollen uns dabei helfen, den Ort besser zu verstehen und ihn über den Wechsel der Jahreszeiten zu dokumentieren. Ziel ist es dabei sowohl die vorhandenen Qualitäten des Ortes zu erkennen, wie auch die heutigen und zukünftigen Bedürfnisse herauszufiltern und zu benennen.

Welche zusätzlichen Impulse, Eingriffe und Bausteine braucht und verträgt der Ort?

Aufbauend auf der Analyse des Orts entwickeln wir übergeordnete Strategien für eine sozial, ökologisch und ökonomisch verträgliche Weiterentwicklung des Klosterensembles, des Landwirtschaftsbetriebs und des umgebenden Landschaftsparks. Dabei steht die Weiterentwicklung des Bestehenden im Vordergrund und dieses soll mit wenigen, gezielten Eingriffen ergänzt werden. Basierend auf dem übergeordneten Konzept werden in der Folge einzelne Programme und Bausteine als Einzelarbeiten vertieft. Diese Bausteine sollen folgende Nutzungen beinhalten:

Herberge:

Bereits heute ist das Schönthal ein beliebter Ausflugs- und Tagungsort. Dies bietet die Chance, dass hier neben Kunst auch ein Vermittlungsort für Landwirtschaft entstehen kann. In Zukunft soll hier die Möglichkeit geschaffen werden, über die Bewirtschaftung der Felder, Wälder und Gewässer zu lernen. Da das Kloster heute nur über wenige Zimmer verfügt, bedarf es im Landschaftspark einer einfachen Unterkunft für grössere Gruppen oder Schulklassen.

Atelier:

Das Schönthal und der Skulpturenpark leben vom Austausch mit Kunstschaffenden und Kunstinteres-sierten weit über die Region hinaus. Sie sind zugleich ein Pilgertort, wie auch ein Ort des Verweilens. Für das „Artist in Residence“ Programm entsteht im Landschaftspark ein Ateliergebäude als temporärer Arbeits- und Wohnort, welches das Kloster als zentralen Ausstellungsort ergänzen soll.

Landwirtschaft:

Der bestehende Bauernhof bietet Wohnraum für eine Familie. Die Grösse des Betriebs erfordert nun einen permanenten Wohn – und Arbeitsort für eine zweite Bauernfamilie. Es entsteht ein weiterer Hof bestehend aus Wohnhaus und Ökonomiegebäude.

Gasthof:

Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Bauernhöfe können direkt vor Ort in einem Restaurant verarbeitet und angeboten werden. Gastraum, Küche und Gewächshaus ergänzen die bestehend Nutzungen des Klosters und werden zum Bindeglied zwischen Kunst, Landwritschaft und Landschaft.

Kraft des Materials

Die vor Ort vorhandenen Rohstoffe Holz, Lehm, Stein und Stroh ermöglichen einen verstärkten Ortsbezug der Projekte über die Materialität. Mit der Analyse von beispielhaften Konstruktionsprinzipien und dem Besuch von gebauten Referenzprojekten eignen wir uns die Grundlagen für eine konstruktive Übersetzung und differenzierte Materialisierung der Entwurfsideen an. Die Topografie und die klimatischen Bedingungen stellen weitere herausfordernde Bedingungen dar, die im Einklang mit den Richtlinien des Naturschutzes berücksichtigt werden müssen.

Mit Unterstützung der Begleitdozierenden wird in einer individuellen Vertiefung einer der drei Nachhaltigkeitsaspekte weiterverfolgt und damit ein besonderer Fokus auf die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit gerichtet.

Kloster Schönthal © Stiftung Schönthal
Landschaftspark Schönthal © Stiftung Schönthal
Landschaftspark Schönthal © FHNW