Semesterprogramm

Ein multiprogrammatisches Hochhaus

Im Herbstsemester 2022 gehen wir der Frage nach qualitativer Dichte nach; ist das vertikale Stapeln von Programmen eine Lösung für die Zukunft oder bilden die ökologischen Anforderungen an die Nachhaltigkeit von Hochhäusern einen unlösbaren Widerspruch? Gehören hohe Strukturen zu den Dinosauriern oder gibt es für die Stadt der Zukunft keinen Weg dar- an vorbei?
Die Typologie des Hochhauses steht dabei in seiner gesamten Nutzungsvielfalt im Fokus. Kein reines Bürohaus und auch kein monoprogrammatischer Wohnturm sind das Ziel, sondern eine Verschränkung von unterschiedlichen Nutzungen in der Vertikalen, um so ein möglichst abwechslungsreiches Konglomerat von Programmen zu erreichen. Die Ausbildung des Sockels als Übergang zum Stadtraum ist dabei besonders essenziell und ist sorgfältig zu planen. Die Erschliessung in Bezug auf den öffentlichen Raum wie auch innerhalb des Hochhauses ist von entscheidender Bedeutung; sie soll räumlich divers sein und den Austausch unter den verschiedenen Nutzern und Bewohnerinnen fördern und gleichzeitig eine gute Anbindung an den Strassenraum garantieren.

Schlanke Strukturen und schlaue Fassaden

Die Tragstruktur soll nutzungsneutral und grosszügig ausgelegt sein, da- mit unterschiedlichste Nutzungen und spätere Nutzungsanpassungen möglich sind. Das Hochhaus galt bis heute aufgrund seiner aufwändigen Statik und dem daraus resultierenden hohen CO2-Verbrauch als wenig nachhaltig – hier gilt es effizientere, leichtere, materialsparendere und so- mit nachhaltigere Wege zu suchen. Auf diesem anspruchsvollen Weg werden uns Expert:Innen für Statik und Nachhaltigkeit begleiten. Auch die Entwicklung von intelligenten Konzepten für die Gebäudetechnik und die Gebäudehülle sind gefragt; die sinnvolle Anordnung von Technikzentralen, durchdachte Lüftungskonzepte, die Erzeugung von Eigenstrom über Fassade und Dach, die Möglichkeit von Fassadenbegrünungen und Dach- gärten und weitere Massnahmen zur Hitzeminderung und Förderung der Biodiversität werden untersucht.

Wachstum nach oben

Basel hat sich in den letzten Jahren wirtschaftlich stark entwickelt, und dementsprechend ist der Wohn- und Arbeitsraum knapp geworden. Der 2018 revidierte Zonenplan geht bis 2035 von einem Bevölkerungsanstieg von 25 000 und einem Beschäftigungszuwachs von 40 000 Personen aus. Dies resultiert in einer stark in die Höhe wachsenden Innenstadt sowie eine Reihe von grossen Entwicklungsgebieten an den Stadtgrenzen. Jüngstes Beispiel für das Streben nach Höhe ist der soeben fertiggestellte Roche-Turm Nummer 2: mit 205m ist er zurzeit das höchste Gebäude der Schweiz.

Areal Geigy im Rosental-Quartier

Das Rosental-Wohnquartier liegt zentral zwischen dem Badischen Bahnhof und dem Messegelände im urbanen, multikulturellen Kleinbasel. Das Quartier kann als klassisches Ankunftsquartier für Zuzüger aus dem Aus- land charakterisiert werden und weist eine entsprechend hohe Bevölkerungsfluktuation auf. Das ehemalige Werkareal Rosental gilt als älteste erhaltene Stätte der chemischen Produktion in Basel und war Stammsitz der Firma Geigy und Produktionsort für künstliche Farbstoffe. Das heute von der Stadt abgeschlossene Firmen- und Forschungsareal soll in einen multifunktionalen Stadtteil transformiert werden an welchem Wohnen, Arbeiten, Forschen, Freizeit und Sport vereint sind. Teil des städtischen Leitbilds sind auch verschiedene Hochpunkte auf dem Areal: Es soll eine Gruppe von stark durchmischten und identitätsreichen Hochhäusern ent- stehen, welche sich auf verschiedenen Ebenen mit dem öffentlichen Raum verzahnen.

Rosental-Quartier, 2020 © rosentalmitte.ch