Im Rank – Ein Stück Stadt zwischen den Geleisen

Eine Erneuerung des Busdepots der Basler Verkehrsbetriebe wird im Zuge der Umstellung des Bussystems auf Elektrobetrieb bis 2027 fällig. Dies nehmen wir zum Anlass, den zunehmend zentral gelegenen Ort auch als mögliches Wohnquartier zu denken. Denn in naher Zukunft wird der Standort an Qualität gewinnen, insbesondere durch die Anbindung an die neue S-Bahnhaltestelle ‹Solitude› sowie durch allfällige Anpassungen an der benachbarten oberirdischen Autobahn.

Das zu bearbeitende Grundstück liegt zwischen der Grenzacherstrasse und zwei Bahndämmen der Geleise, die vom Badischen Bahnhof Richtung Osten nach Deutschland und Richtung Süden in die Schweiz zum Bahnhof SBB führen. Der Ort ist heute abgeschnitten von der Stadt, seine Mitte besetzt durch verschiedene Hallen, die der BVB als Busdepot dienen, die Restflächen sind abgefüllt mit Familiengärten, die Nähe zum Rhein so gut wie nicht spürbar. Der Ort könnte jedoch durch Umdeutung und Umbau der Verkehrsinfrastruktur neue Qualität erlangen, sich mit der Umgebung verbinden, könnte qualitätsvolle Verdichtung erfahren oder aufgrund seiner Insellage ein Experimentierfeld werden. Unsere Aufgabe wird es sein, dieses Potenzial mit Entwürfen freizusetzen!

Gelungene Referenzen sollen uns inspirieren, diesem blinden Fleck im Stadtgebiet zu mehr Präsenz zu verhelfen und zu zeigen, dass Verkehrsinfrastruktur die Stadt auch im positiven Sinne beleben kann.

 

Fokusprojekt 1 Der Ort und seine Bestimmung

Die Analyse des Ortes beinhaltet insbesondere die kritische Begutachtung der bestehenden Infrastrukturprojekte, namentlich der raumtrennend wirkenden Bahndämme, dem Standort

des Bahndepots der Deutschen Bahn, der ursprünglich schönen BVB-Halle von Rasser Vadi Architekten, aber auch dem Verlauf der Grenzacherstrasse stadtauswärts. Ob und in welcher Form die Bahndämme durchlässiger gestaltet werden könnten, um einen Bezug zum Hirzbrunnenquartier oder dem Wettsteinquartier zu etablieren, wird zu entscheiden sein.

Das Projekt beinhaltet also sowohl die übergeordnete Erschliessung an schon bestehende Verkehrswege als auch die quartiersinterne Erschliessung. Weiter wird die Programmierung des Ortes zu entwickeln sein, denn nebst dem Busdepot und dem Wohnen als Hauptnutzung sollen je nach städtebaulichem Ansatz weitere Nutzungen vorgeschlagen werden. Zudem wird uns die Parzellierung als massgeblicher Faktor der Stadtentwicklung und die damit zusammenhängende Frage nach Vielfalt oder Einheit beschäftigen.

Ziel dieses Semesters wird auch sein, sich von Anfang an mit Fragen der Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen und mit den Entwurfsprojekten konkrete Massnahmen für einen konkreten Ort vorzuschlagen.

Wir wollen also in einem ersten Schritt Lebenswelten entwickeln für ein kleines Quartier, das es heute noch gar nicht gibt. Beim Entwicklen der städtebaulichen Idee möchten wir uns dem öffentlich-städtischen Raum mit derselben Kreativität und Sorgfalt widmen wie den Bauten. Denn Häuser gehen uns alle an, nicht nur diejenigen, die darin wohnen.

«Das Vorhandene ist die Stadt. Sie ist stärker als alles, was einer statt ihrer erfinden kann.»

Zitat Hermann Czech, 1973

Fokusprojekt 2 Die Stadtstruktur und deren Gebäude

Parallel zur Verfeinerung des Städtebaus, der Programmierung und dem Festlegen einer angemessenen Dichte soll in einem zweiten Schritt gezeigt werden, wie städtebauliche Absichten durch Häuser gestärkt und zur Entfaltung gebracht werden können. Dabei verdient der Übergang vom öffentlichen zum privaten Raum besondere Beachtung. Wir suchen nach Wohntypologien für unterschiedliche Lebensentwürfe, welche mit der besonderen Lage einen inspirierten Umgang finden.

Ein besonderes Augenmerk gilt auch der Gebäudestruktur; beim Busdepot liegt die Notwendigkeit einer klaren Gebäudestruktur auf der Hand. Aber auch bei den restlichen Bauten ist es eine Überlegung wert, wie generisch eine Struktur sein kann, um spätere Umnutzungen zu begünstigen. Gleichzeitig wird die spezifische Schönheit der Strukturen später darüber entscheiden, ob unsere heute entwickelten Bauten von Dauer sein werden und ob sie unsere Generation überleben werden.

«Der Umbau ist ein architekturtheoretisch wichtiges Thema; vielleicht das zentrale überhaupt – weil im Grunde alles Umbau ist. Dabei stellt sich die Frage der Annäherung an das Vorhandene. Wird dem Vorhandenen ein Neues, Anderes entgegengesetzt, oder handelt es sich um eine Fortsetzung des Vorhandenen mit anderen (oder gar gleichen) Mitteln? Es scheint, dass der Umbau beides enthalten muss, und dass die Fortsetzung des Vorhandenen in der Bildung einer neuen Einheit auf höherer Ebene besteht.»

Zitat Hermann Czech, 1998

Busdepot der Basler Verkehrsbetriebe, Max Rasser und Tibère Vadi, 1972
Rankhof und Birsfelden, Werner Friedli, 1954
Albanbrücke, 1973
Henri Sauvage, Immeuble pyramidal à gradins Métropolis, 1928