Jahresthema: Feed the City
architecture for a sustainable food system
Das Institut Architektur der FHNW widmet sich in Lehre und Forschung dem Thema der CONSTRUCTIVE FUTURES und damit der Auseinandersetzung darüber, wie wir in Zukunft planen und bauen werden. Eine konstruktiv motivierte Entwurfskultur soll dabei neue Wege im Umgang mit unseren beschränkten Ressourcen aufzeigen. In jedem Studienjahr seit der Einführung der CONSTRUCTIVE FUTURES wird dazu ein ausgesuchter Aspekt als thematischer Schwerpunkt behandelt. Vergangene Themen waren BEYOND CONCRETE und KEEPING WHAT‘S GOOD, die auf die Verwendung alternativer Baumaterialien und den Umgang mit bestehenden Strukturen fokussierten.
Im akademischen Jahr 2023/24 beschäftigen wir uns unter dem Titel «Feed the City – Architekturen für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem» mit der Frage nach einer Nahrungsmittelversorgung im Angesicht von Klimanotstand und wachsender Weltbevölkerung und ihrer Wechselwirkungen mit Bauwerken, Stadt und Landschaft.
Der Ernährungssektor ist weltweit für rund 30% aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Sein drastischer Umbau hin zu einem nachhaltigen Ernährungssystem stellt eine der grossen gesellschaftlichen Aufgaben im Kampf gegen den Klimawandel dar. Diese Transformation wird auch den uns umgebenden Raum beeinflussen. Landschaften und Stadtbilder werden sich verändern, aber auch einzelne Bauwerke in ihrer Funktion, ihrem Typus und ihrem Ausdruck. Es wird neue Gebäudetypen brauchen, Infrastrukturen als notwendige Voraussetzung etwa, um eine Transformation überhaupt erst in Gang zu bringen (z.B. Bauten für eine regional ausgerichtete Versorgungslogistik). Auch wird es zu einer baulichen Veränderung entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Ernährungssektors kommen: von der Produktion über Transport und Logistik, Verarbeitung und Konsum bis hin zur Entsorgung oder Weiterverwertung. Manche Gebäudetypen sollen dabei für Effizienzsteigerungen der verschiedenen Prozesse sorgen, andere ein suffizienteres Konsumverhalten ermöglichen und individuelle Mobilität reduzieren, wiederum andere die produktive Nutzung vermeintlicher Abfälle ermöglichen.
Der Fokus des Instituts Architektur liegt gemäss unserer Kernkompetenz auf der Massstabsebene des Gebäudes. Während der beiden kommenden Semester sollen am Beispiel der trinationalen Region Basel / Nordwestschweiz in den Entwurfsstudios, den begleitenden Lehrmodulen und in Forschungsprojekten Beiträge zu diesem Thema entwickelt werden. Dabei operieren wir in unterschiedlichen Kontexten zwischen urbanem und landschaftlichem Raum, beleuchten die Perspektiven diverser Akteure, vom Privathaushalt bis zur Industrie, und stellen auch die Frage nach dem Technisierungsgrad der Nahrungsmittelproduktion zwischen Permakultur und High-Tech. Mögliche Untersuchungsfelder sind beispielsweise neue Gebäudetypen für «Vertical Farming», die Entwicklung subsistenter Siedlungstypen oder die Auswirkungen einer regionalen, biologischen Landwirtschaft auf die Versorgungsinfrastruktur.
Eingeleitet wird das Jahresthema zu Semesterbeginn im Herbst 2023 mit einem öffentlichen Symposium, an dem Expertinnen und Experten den aktuellen Stand der Fachdebatte vermitteln. Anhand von gebauten «Best Practice»-Beispielen aus den Bereichen der Produktion, der Logistik, des Konsums und der Weiterverwendung werden bauliche oder planerische Beiträge zu einem veränderten Ernährungssystem aufgezeigt. Das Symposium soll Studierenden wie Dozierenden die Relevanz des Themas eröffnen, den Diskurs über die Grenzen des Instituts hinweg anregen, die Entwurfstätigkeit und die Lehre inspirieren sowie mögliche Forschungsfelder aufzeigen.
Im Sommer 2024 wird an unserer Schule die Summer School des Architekturrats in Zusammenarbeit mit der École Polytechnique Fédérale Lausanne und der Berner Fachhochschule zur Architektur unseres zukünftigen Ernährungssystems durchgeführt. Die im vorangegangenen Jahr erarbeiteten Erkenntnisse zur regionalen Ernährung der Nordwestschweiz werden in diesem Rahmen nicht nur von Studierenden sämtlicher Schweizer Architekturschulen, sondern auch aus dem europäischen Ausland überprüft und weiterentwickelt.
Im Nachgang dieses besonderen Studienjahres wird ab Ende 2024 eine Publikation erarbeitet, die die Beiträge des Symposiums, Ergebnisse der Summer School sowie Erkenntnisse aus der Forschung, den Entwurfsmodulen und theoretischen Seminararbeiten diskutiert und bildhaft veranschaulicht.