Die Förder- und Sortieranlagen im Postbetriebsgebäude Basel II

Das Architkturbüro Suter + Suter, einer der Untersuchungsschwerpunkte unseres Forschungsprojektes, hat zwischen 1971 und 1980 das Postbetriebsgebäude Basel II über den Gleisanlagen des Basler Bahnhofs erbaut. Die Ausstattung und Gestaltung des Baus wurden massgeblich von den umfangreichen Förder- und Sortieranlagen des Postbetriebs bestimmt. Netzwerkstrukturen dieser Art entstanden in der Nachkriegszeit sowohl in Innenräumen von Gebäuden als auch als Teil der gebauten Umwelt in grossem Massstab. In unserem Forschungsprojekt untersuchen wir verschiedene Formen solcher Netzwerkstrukturen, von verkehrstechnischen Anlagen und Leitungsnetzwerken von Kraftwerksbauten, bis hin zu personellen und institutionellen Netzwerken, die über Sprach- und Landesgrenzen hinweg massgeblich zur Gestaltung der gebauten Umwelt der Nachkriegszeit beigetragen haben.

Netzwerkstrukturen im Postbetrieb: Mechanisierung und Automatisierung

Schon Ende der 1920er Jahre wurden in den Niederlanden erste Versuche unternommen, die Verteilung und Sortierung von Briefpost mithilfe von Maschinen zu mechanisieren. Die Gründe sind offensichlich. Maschinen konnten nicht nur schneller sortieren, durch ihren Einsatz konnte auch der Prozess verschlankt werden: Bei der Handverteilung konnten innerhalb der Reichweite einer Arbeitskraft nur etwa 60 Verteilfächer angeordnet werden, sodass mehrere Verteilstufen notwendig waren, um die Briefe nach der Vielzahl der Bestimmungsorte zu trennen. Mithilfe von Maschinen konnte die Anzahl Verteilstufen reduziert werden.
Mit dem rasanten Bevölkerungswachstum nach dem Zweiten Weltkrieg und dem damit einhergehenden Anstieg der Postgutmengen wurde die Automatisierung im Postbetrieb unausweichlich. Eine erste Grundvoraussetzung dafür war die Einführung der Postleitzahlen. Sie vereinfachte die Postlogistik und war die Grundlage für die spätere Automatisierung der Sortieranlagen. Die Postleitzahl wurden von den Schweizerischen Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe (PTT) 1964, anlässlich der Schweizerischen Landesausstellung «Expo 64» eingeführt. Damit war die Schweiz nach der BRD und den USA weltweit das dritte Land, das die Postgutsortierung mithilfe von Postleitzahlen organisierte. Da der Einbau von Förderbändern, Umsetzeinrichtungen und Hängebahnen aufgrund der Platzverhältnisse in bestehenden Postgebäuden fast unmöglich war, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg schweizweit der Neubau von Postbetriebszentren geplant, um den unausweichlich gewordenen Mechanisierungsschritt umzusetzen. Dies geschah im Rahmen des von der PTT angestossenen neuen Betriebskonzeptes, das neben der Konzentration des Postgutumschlags in rund zwei Dutzend über die Schweiz verteilten Verarbeitungszentren auch die Trennung von Brief- und Paketpost in der Beförderung vorsah. Ab Ende der 1960er Jahren wurden daher in verschiedenen Schweizer Städten neue Postbetriebszentren erbaut, in mehrere Fällen zentral über den Gleisen der jeweiligen Hauptbahnhöfe gelegen. Die Verbindung zum Schienenverkehr war einer der Dreh- und Angelpunkte in der Planung dieser Gebäude, sowohl was die städtebauliche Disposition als auch die Organisation der betrieblichen Abläufe anging, da in den 1960er und 1970er Jahren noch immer der grösste Teil des Postguttransports über die Bahn abgewickelt wurde. Die innere Organisation der Gebäudes sollte dabei eine betriebsorganisatorisch und wirtschaftlich möglichst vorteilhafte Umsetzung der «inneren» Funktionen an die «äusseren» Bedingungen» gewährleisten, also den optimale Transportablauf zwischen den internen Diensten und den externen Verkehrsträgern Schiene und Strasse. Ein frühes Beispiel für ein solches über den Gleisanlagen erbautes «Reitergebäude» ist die Berner Schanzenpost von Hans Reinhard (1915–2003) und Gret Reinhard (1917–2002) von 1961–1966, in der auch die erste mechanische Briefsortieranlage in der Schweiz in Betrieb genommen wurde. 1968 folgte in Lausanne der Bau eines ähnlichen Bahnpostgebäudes nach Entwürfen von Maurice Bovey (1909–1999) und Marcel Maillard (1908–1990).

Das Postbetriebsgebäude Basel II
Zwei Jahre später begann man mit dem Bau für das neue Postbetriebsgebäude über den Gleisanlagen des Basler Bahnhofs. In einer ersten Etappe wurde zwischen 1971 und 1975 der sogenannte Reiterbau über den Gleisanlagen errichtet, 1975–1980 folgte die Errichtung des «Festlandbaus». Im Sommer 1980 konnte der Bau dem Betrieb übergeben werden. Er ersetzte einen Vorgängerbau, der 1908 als Ergänzung zur Basler Hauptpost erbaut worden war. Dem Neubau des Postbetriebsgebäudes ging eine lange Planungsgeschichte voraus. Bereits 1943 wurde mit betrieblichen Studien für einen Ersatzneubau begonnen, da es im Altbau nicht nur an Platz mangelte, sondern es auch unmöglich war, die unbedingt erforderlichen modernen Förderanlagen zu installieren. Die bis in die 1950er Jahre weitergeführten Planungen mussten Anfang der 1960er Jahre im Hinblick auf die Einführung der Postleitzahlen und die Automatisierung der Postgutverarbeitung komplett überarbeitet werden. Einen zwischen 1963 und 1964 von Bund, SBB und kantonalen Behörden durchgeführten Ideenwettbewerb gewann der bekannte Basler Architekt Hermann Baur (1894–1980), dessen Entwurf von der Jury als «ausserordentlich gute, architektonisch und städtebaulich überzeugende Lösung» beurteilt wurde, der «Rücksicht auf das Stadtbild» nehme und eine «gute massstäbliche und kubische Eingliederung in die bestehende Bebauung durch niedrige Bauhöhen und Rückstaffelung» aufweise. Nichtsdestotrotz wurde 1968, nach einer erneuten Bereinigung des Raumprogramms, das Architektur- und Generalplanerbüro Suter + Suter mit der Projektausarbeitung des neuen Postbetriebszentrums beauftragt. Suter + Suter hatten sich ebenfalls am Wettbewerb 1963 beteiligt, und ihr Entwurf war damals zumindest «von Postbetriebsseite […] als am besten geeignet betrachtet» worden. Suter + Suter hatten sich seit dem Zweiten Weltkrieg einen Namen in der Gesamtplanung von grossen Industrieanlagen, insbesondere für die Basler Pharamindustrie gemacht und waren von einem kleinen Architekturbüro zu einem Generalplanungsunternehmen mit fast 350 Mitarbeitenden herangewachsen. Dies war wohl nicht zuletzt einer der Hauptgründe dafür, dass die PTT Suter + Suter für geeigneter hielten, ein solch komplexes Bauvorhaben mit seinen vorwiegend technischen Anforderungen ihren Wünschen gemäss umzusetzen.

Im neuen Basler Postbetriebsgebäude sollten nach Fertigstellung 1’200 Mitarbeitende täglich rund 1,1 Mio. Briefpostsendungen sowie 100’000 Pakete verarbeiten können. Die Gesamtkosten des Baus beliefen sich auf 200 Mio. CHF, wobei die betriebstechnischen Anlagen, also Aufzüge, Hebebühnen, automatische Tore und Überwachungsreinrichtungen (die gesamte Postverarbeitung wurde mit Fernsehapparaten überwacht) und nicht zuletzt die Förder- und Sortieranlagen 50 Mio. CHF, also rund einen Viertel der Gesamtkosten, ausmachten. Die Transportstrecke der Förderbänder und Rutschen belief sich auf ungefähr 12 km. Zusätzlich wurden 1,4 km Bandförderanlagen für Briefe, 0,2 km Förderrutschen für Briefe sowie 2,5 km Sackhängebahnen verbaut. In den Untergeschossen waren neben Luftschutzräumen und den technischen Anlagen die sogenannten «bahngebundenen Dienste des Paketversandes» untergebracht, mit Anschluss an die bestehenden Gleise durch einen Posttunnel zu den Zügen. Im Erdgeschoss waren die publikumsabhängigen Dienste angeordnet, also das Annahmeamt, die Schliessfachanlagen sowie die Massenannahme für Grosskunden mit einer direkten Zufahrt für Motorfahrzeuge. In einer Fussgängerpassage befanden sich kleine Läden und Kioske. In den Obergeschossen ordneten sich die Räume und Hallen für Motorfahrzeugverkehr, die Umschlagshalle der Paketboten und des Regionaltransportes übereinander an. Auf einer Galerie im zweiten Obergeschoss befanden sich die Betriebswerkstätten, Instruktionsräume und Garderobeanlagen. In den darüberliegenden Geschossen folgten die Briefdienste, zuoberst die Grossraumbüros der Kreispostdirektion sowie ein Personalrestaurant. Auf dem Dach war zudem ein Helikopterlandeplatz geplant.

Die Förder- und Sortieranlagen
Während das Architekturbüro Suter + Suter für die Gesamtprojektion des Gebäudes und die Bauleitung zuständig war, wurden die Förder- und Sortieranlagen von der Abteilung Posttechnik der Generaldirektion PTT konzipiert und realisiert. Organisatorisch waren die Architekten, die beteiligten Ingenieurbüros sowie die PTT-eigenen Spezialist:innen für Fördertechnik und Aufzugsanlagen in einem gemeinsamen Planer-Team integriert.
Diese Art der engen Zusammenarbeit innerhalb eines eigentlichen Netzwerkes unterschiedlicher Planender verdeutlicht, welch zentrale Rolle die technischen Infrastrukturen bei der Realisierung und nicht zuletzt auch auf die Gestaltung dieses Baus einnahmen. Die enge Verknüpfung von Architektur und Technik ist typisch für Bauaufgaben, die man nach Susanne Jany auch als «Prozessarchitekturen» bezeichnen kann – Bauten also, deren innere Organisation ganz dem «reibungslosen Ablauf» von Prozessen verschrieben ist. Während sich diese Prozessarchitekturen schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Industrialisierung entwickelten, gewannen sie in der Architektur des Aufschwungs und der Technikbegeisterung der Nachkriegsjahre an zusätzlicher Relevanz. Welch grosse Bedeutung der inneren Organisation des Gebäudes und insbesondere den technischen Einrichtungen zukam, lässt sich auch an deren Medialisierung erkennen: Anlässlich der Inbetriebnahme des Postbetriebsgebäudes gaben die PTT 1980 eine eigene Broschüre zu den Förder- und Sortieranlagen heraus, in der der Aufbau des Gebäudes, die internen Abläufe sowie das Netzwerk von Förderbändern und Sortieranlagen detailliert beschrieben und mit aufwändigen Grafiken illustriert wurden. Die Visualisierung der Förderanlagen in dieser Broschüre ermöglichen ein umfassendes Verständnis der komplexen Betriebsabläufe und der verflochtenen Netzwerkstrukturen dieses Fördersystems und können in ihrer detailreichen Gestaltung als Ästhetisierung der technischen Anlagen verstanden werden. Auch für andere Postbetriebsbauten der PTT, etwa das 1977 eröffnete Paketzentrum in Däniken bei Zürich wurden entsprechende Darstellungen veröffentlicht und damit diese technische Infrastruktur einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.

Die Organisation der Förder und Sortieranlagen im Basler Postbetriebsgebäude wurde nicht nur von betrieblichen Überlegungen, sondern auch von der städtebaulichen Disposition de Gebäudes bestimmt. Da das Bauvolumen durch die Platzverhältnisse beim Bahnhof beschränkt und die Ausmasse zudem durch einen Überbauungs- und Baulinienplan sowie einen Handabtretungs- und Impropriationsvertrag mit dem Kanton Basel-Stadt festgelegt waren, wurden die internen Abläufe der Postgutsortierung und -verteilung vertikal in in sich abgeschlossenen Arbeitshallen organisiert. Die vertikalen Verbindungen zwischen den einzelnen Dienstgruppen wurden durch 8 Personen-, 15 Waren- und Karrenaufzüge sowie natürlich über die Förderbänder und Rutschenschächte sichergestellt.

Die Förder- und Sortieranlagen im Postbetriebsgebäude in Basel dienten sowohl der Sortierung und Verteilung von Paketen als auch dem Briefversand. Von der Brief- und Paketannahme wurde das Postgut über insgesamt fünf Sortier- und Transportstränge, teilweise über mehrere Stockwerke hinweg durch das Gebäude geschleust, um dann an den Schienen- und Strassenverkehr übergeben zu werden. Während ein Strang für die Verteilung der Briefpost reserviert war, dienten die übrigen vier Stränge dem Paketversand. Hierbei wurde in der Sortierung und Verteilung zwischen Nah- und Fernverkehr unterschieden. Innerhalb dieser Unterteilung wurden die Pakete wiederum in Gewichtsklassen eingeteilt: Die schwereren Aussertpakete von mehr als 2.5 kg Gewicht wurden von den leichteren Paketen getrennt, die ihrerseits im sogenannten Sackpaketversand in Säcken befördert wurden. Die einzelnen Stränge für die unterschiedlichen Paketversandarten waren jeweils untereinander über zusätzliche Transportbänder und -rutschen miteinander verbunden, um Pakete bei Bedarf einem der anderen Stränge zuführen zu können.

Grundsätzlich gelangten die Aussertpakete von den Annahmestellen zu sogenannten Eingangsstaplern. Hier konnten die Pakete zwischengelagert werden, um sie dosiert an den Bandrundlauf vor den sogenannten Eintastplätzen zuzuführen, wo das Postgut kodiert und einem Sortierband weitergeleitet wurde. Das Sortierband verfügte über einen Paketabweiser, der die Pakete dank vorheriger Kodierung gemäss Bestimmungsort der richtigen Zielrutsche zuordnen konnte. Am Ende der Zielrutschen wurden die Pakete von Rollwagen aufgenommen, in denen sie über den Posttunnel zu den Zügen transportiert wurden. Im Sackpaketversand gelangten die Säcke von den Eingangsstaplern zu sogenannten Auspackanlagen, wo die Säcke geleert wurden, bevor die Pakete zunächst an der Sackpaketsortierstelle über einen Sortiertrog grob sortiert und in einem zweiten Schritt auf konventionelle Art von Hand wieder in Säcke feinverteilt wurden.

Wie weiter mit dem Postbetriebsgebäude?

Die lange Planungs- und Bauzeit des Gebäudes führte dazu, dass das Postbetriebsgebäude bereits bei seiner Fertigstellung von den gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen überholt worden war. Allein in den zehn Jahren, die zwischen dem 1970 eingereichten Baugesuch und der Inbetriebnahme des Gebäudes im Juni 1980 lagen, hatten sich die Vorstellungen darüber, wie der Postverkehr zu bewältigen sei, massiv gewandelt, schreibt Willy Bohnenblust in einem Artikel anlässlich der Eröffnung 1980 in den technischen Mitteilungen der PTT. Schon ab Mitte der 1980er Jahre ermöglichten neue Technologien das automatische Lesen der Adressen, was die manuelle Codierung des Postguts obsolet machte. Ausserdem war die Infrastruktur des Postbetriebsgebäudes bereits bei Inbetriebnahme überdimensioniert. In Zeiten des Wirtschaftsbooms und der Wachstumseuphorie der 1960er Jahre war man von Wachstumszahlen im Postbetrieb ausgegangen, die sich schon ab Mitte der 1970er Jahre bei stagnierenden Bevölkerungszahlen als überzogen erwiesen. Inzwischen hat das Gebäude einen grossen Teil seiner Funktionen eingebüsst und steht seit 2016 zu einem grossen Teil leer – Briefe werden heute zentral in Härkingen bei Solothurn oder in Zürich-Mülligen sortiert. Die Kooperation zwischen Schweizerischer Post und SBB endetete 2020. Die räumliche Nähe zum Bahnhof ist für den Postbetrieb also nicht mehr von Bedeutung, das innerstädtische Grundstück an bester Lage jedoch höchst attraktiv. Schon seit den späten 2000er Jahre laufen daher Diksussionen und Überlegungen zur Zukunft des Gebäudes. Seither wurden in verschiedenen Projektschritten unterschiedliche Lösungen zum Umgang mit dem Bau präsentiert, eine mögliche Erhaltung und Umnutzung des Gebäudes rückte dabei zunehmend in den Hintergrund. Eine Entwicklung, die inzwischen etwas befremdlich wirkt, lautet doch das Gebot der Stunde Einsparung von grauer Energie durch Nachrüstung und Renovierung bestehender Infrastrukturen. Zunächst wollte das Schweizer Radio und Fernsehen (SRG) die Liegenschaft mieten, um hier alle Kulturredaktionen in einem trimedialen Studio für Radio, Fernsehen und Online zu vereinen. Die Pläne zerschlugen sich, stattdessen entschied die Post ihr Gundstück städtebaulich zu entwickeln. Die in Planung befindliche Neuüberbauung «Nauentor» sieht vor, das Gebäude fast vollständig zurückzubauen und an seiner Stelle einen ebenfalls gleisüberspannender Neubau mit drei markanten Hochhäusern zu erstellen, in dem eine gemischte Nutzung mit Wohn-, Büro- und Dienstleistungsflächen unterkommt. Erhalten bleibt einzig der Sockel des Reiterbaus über den Gleisen. Diese Erhaltungsmassnahme ist allerdings weniger dem Wunsch nach einem nachhaltigen Umgang mit dem Bestand geschuldet, als vielmehr der Tatsache, dass der Sockelbau als «nicht-rückbaubar» gilt, erst recht nicht bei laufendem Bahnbetrieb. Die Inbetriebnahme des Neubaus ist für das Jahr 2030 vorgesehen. Auch das «Nauentor» wartet also mit einem langwierigen Planungsprozess auf, und schliesst damit den Kreis zur Planungsgeschite vor über einem halben Jahrhundert, als das Postbetriebsgebäude neu erstellt wurde. Und es gibt noch mehr Parallelen: Der historistische Vorgängerbau des heutigen Postbetriebsgebäudes galt in den 1950er Jahren als peinliche Geschmacksverirrung, die unbedingt durch einen Neubau beseitigt werden müsse. In ähnlicher Weise wird das Postbetriebsgebäude, im Volksbund halb liebevoll, halb abwertend als «Rostbalken» bezeichnet, heute von vielen Seiten als Verschandelung des Stadtraums und als Bausünde der 1970er Jahre wahrgenommen. Die Geschichte aber zeigt: Als der Altbau von 1908 zugunsten des Postneubaus Anfang der 1970er Jahre schliesslich gesprengt wurde, hatte sich die Haltung der Öffentlichkeit gegenüber historistischen Bauten gewandelt. Der Abbruch der alten Post wurde breit betrauert. Es ist anzunehmen, dass es dem «Rostbalken» dereinst ähnlich ergehen wird.

Literatur

Willy Bohnenblust, «Das neue Postbetriebsgebäude Basel 2», in: Technische Mitteilungen / Schweizerische Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe, Nr. 11, 1980.

Hans Burckhardt, «Die Postbetriebe und die Fördertechnik», in: Technische Mitteilungen / Schweizerische Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe, Nr. 5, 1966.

Lukas Gruntz, «Tschüss Rostbalken, hallo Nauentor! – Drei neue Hochhäuser beim Bahnhof SBB», in: ArchitekturBasel, 28.05.2018 (https://architekturbasel.ch/tschuess-rostbalken-hallo-nauentor-drei-neue-hochhaeuser-beim-bahnhof-sbb/, abgerufen am 17.11.2022).

Lukas Gruntz, «Am Rostbalken scheiden sich die Geister», in: ArchitekturBasel, 24.05.2021 (https://architekturbasel.ch/am-rostbalken-scheiden-sich-die-geister/, abgrufen am 16.11.2022)

Bernhard Hoehl, «Prozeßrechner steuert die Briefverteilanlagen im Postdienst», in: AEG Technik Magazin, Nr. 1, 1990, Abdruck in Computerwoche (https://www.computerwoche.de/a/prozessrechner-steuert-die-briefverteilanlagen-im-postdienst,1148083, abgerufen am 09.05.2022).

Carmen Humbel Schnurrenberger, Hermann Baur (1894-1980) – Ein Architekt mit ethischer Gesinnung im Aufbruch zur Moderne, Dissertation, Zürich: Eidgenössische Technische Hochschule 1997.

Susanne Jany, Prozessarchitekturen. Medien der Betriebsorganisation (1880–1936), Konstanz: Konstanz University Press 2019.

Alex Kälin, «Der Rostbalken war nicht immer hässlich», in: telebasel, 16.03.2021 (https://telebasel.ch/2021/03/16/der-rostbalken-war-nicht-immer-haesslich/?channel=105100, abgerufen am 16.11.2022).

Christian Mensch, «15 Jahre für einen Postparc für Basel», in: Luzerner Zeitung online, 15.06.2013 (https://www.luzernerzeitung.ch/basel/basel-stadt/15-jahre-fur-einen-postparc-fur-basel-ld.1763628, abgerufen am 15.11.2022).

o. A., «Das Nauentor», in: nauentor, o. J. (https://nauentor.ch/#medien, abgerufen am 17. Mai 2022).

o. A., «Post Basel 2.0 », in: VELOP.CH, 09.05.2022 (https://velop.ch/entry/postbasel2, abgerufen am 17.05.2022).

o. A., «Postlogistik», in: WIR, DIE PTT, Oral History Projekt des PTT-Archivs (https://www.oralhistory-pttarchiv.ch/de/themes/postlogistik, abgerufen am 9.05.2022).

Archive
Schweizerisches Wirtschaftsarchiv SWA
– Signatur CH-SWA-PA-510-D-223

PTT-Archiv
– Signatur OK 0015:04, Basel 2, Teil 3.
– Signatur P-180-13 1980 Basel 2 Förder- und Sortieranlagen