Buch des Monats Januar 2020

Susann Kreller: Elektrische Fische
Emma muss mit ihrer Mutter und den beiden Geschwistern von Dublin nach Mecklenburg-Vorpommern umziehen. In ein winziges, gottverlassenes Kaff am Ende der Welt. Die Mutter will nach einer gescheiterten Ehe an den Ort ihrer Kindheit zurückkehren und mit den Kindern erstmal im Haus bei ihren alten Eltern wohnen. Die Ankunft in Deutschland wird für die ganze Familie zu einem einzigen Desaster. Emmas Mama hat sich das alles ganz anders vorgestellt. Sie kennt hier kaum noch jemanden und findet keinen Job. Der ältere Bruder zieht sich vollständig zurück und die kleine Schwester Aoife spricht kein Wort mehr, seit ein Mitschüler sie «Affe» genannt hat. Auch Emma tut sich schwer, ihr Deutsch reicht hinten und vorne nicht, sie findet keinen Anschluss und vermisst ihre vertraute Welt in Irland mit jedem Tag mehr. So reift in ihr der Plan, einfach abzuhauen. Ausgerechnet Levin, ein Mitschüler, der eigentlich selber einen grossen Sorgenrucksack trägt, hilft ihr bei der Planung. Fast zu spät merkt sie, dass sie sich Illusionen hingegeben hat, dass sie hier gebraucht wird und vor allem, dass sie hier einen wunderbaren, einmalig guten Freund gefunden hat.
Selten wurde das Gefühl von «Heimweh» so eindringlich und nachempfindbar beschrieben. Susann Kreller schreibt in einer einfachen, ruhigen Sprache. Manche Sätze sind so wunderbar treffend formuliert, dass man sie mehr als einmal lesen möchte. Vielleicht kann man nicht so genau sagen, welche Freundschaft besser ist, die gekippte oder die weit geöffnete, die Freundlichkeit, die gross ist, aber gleich verschwindet, oder die, die klein beginnt und ewig dauert. Elektrische Fische gehört zum Besten, was an literarischen Texten für Jugendliche in den letzten Jahren geschrieben worden ist. Und nebenbei erfahren Lesende eine ganze Menge über Irland, über irisches Essen, über Bräuche und wie man in Irland am schönsten flucht. Für Jugendliche.

Susann Kreller: Elektrische Fische. Carlsen 2019. ISBN: 978-3-646-93010-8

Titjan Sila/Lena Schneider: Lila Leuchtfeuer. Geh nicht nach Nimmeruh!

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