Im Schatten des Riesen

Dozent: Dominique Salathé | Assistenz: Tommy Neuenschwander | Begleitung: Thomas Boyle | Experte Schlusskritik: Simon Frommenwiler, HHF Architekten Basel

 

Der fortschreitende Ausbau des Firmensitzes der Roche, aber vor allem die grossräumigen Verkehrsplanungen (Rheintunnel und Herzstück) stehen exemplarisch für die Entwicklungsdynamik des Stadtkantons. Die geplante S-Bahnstation an der Solitude rückt den Osten der Stadt zunehmend ins Bewusstsein. Dieser Impuls soll genutzt werden, um die Integration des Gebiets östlich der Schwarzwaldbrücke zwischen Hochrheinbahn und Rhein in den Stadtraum zu verbessern. Die Lage am Fluss bietet grosse Potenziale, um neuen Wohnraum für mehrere tausend Bewohner*Innen, zusätzliche grosszügige Grünräume und Naherholungsmöglichkeiten zu schaffen.

Wir denken den von Verkehrsinfrastruktur besetzten Kleinbasler Brückenkopf neu. Die Stadtautobahn wird zurückgebaut. Eine neue Rheinquerung auf Stadtniveau schafft eine einfache und direkte Verbindung der Quartiere; die gewonnene Fläche mit direktem Rheinanstoss wird zu einem wichtigen städtischen Ort.

Ziel des Semesters ist es, die geplante S-Bahnstation als städtebaulichen Inkubator zu denken. Die Bahnstation ist mehr als ein einfacher Transitort und soll Anlass sein ein hybrides Infrastrukturgebäude für die Stadt zu entwickeln. Wesentliche Aufgabe wird es sein, die unterschiedlichen Stadtniveaus auf attraktive Art und Weise miteinander zu verbinden. Das zu planende Gebäude artikuliert den Anschluss zum östlich gelegenen Wohnquartier und zur heute mit Verkehrsinfrastruktur belegten Schwarzwaldallee. Zum Rhein ist das zu planende Haus Teil der Rheinsilhouette. Wir stellen uns das Gebäude als eine öffentliche Einrichtung und Teil der städtischen Infrastruktur vor. Es kombiniert einen Mix unterschiedlicher Angebote; Räume für Indoor-Sport, Café, einen Platz für Fussgänger, Abstellplätze für Fahrräder und E-Bikes, eine Bibliothek sowie kleinere kommerzielle Nutzungen und natürlich die S-Bahn Haltestätten. Als weitere Nutzungen sind auch, je nach Projekt Räume einer öffentlichen Verwaltung denkbar. Die Nutzungen werden zu einem vertikalen öffentlichen Raum gestapelt der Tag und Nacht für alle Nutzer*Innen zugänglich bleibt und die unterschiedlichen Stadt- und Bewegungsebenen miteinander verbindet. Zwischen hybrider Haltestelle und einem bewusst gesetzten Hochhaus ermäglicht die Aufgabe so eine grosse Varianz an Möglichkeiten.

 

Fokusprojekt 1: Raumprogramm + Schnittfigur

Wir nähern uns der Entwurfsaufgabe aus zwei Perspektiven. Zum einen interessiert uns der neue Ort und sein städtebauliches Potential im Kontext, zum anderen glauben wir, dass Raumprogramm und Schnittfigur an diesem Ort von entscheidender Bedeutung sind.

Evident wichtig wird es sein, die unterschiedlichen Stadtebenen sinnvoll und räumlich interessant miteinander zu verbinden und so die S-Bahnstation zu einem wichtigen öffentlichen Raum auszubilden. Ausgehend von einer abstrakt entwickelten Schnittfigur, soll ein Gebäude entworfen werden, dass auf unterschiedliche Weise den Stadtraum aktiviert und verbindet. Wir verstehen den neuen Ort als eine Art ‘third place’* der im Kontrast zu den privatisierten Räumen der Stadt steht.

Ausgehend von programmatischen Mindestanforderungen wird in einem ersten Schritt ein grafisches Nutzungsdiagramm erstellt, dass exemplarisch aufzeigen soll, wie der neue Ort als öffentlicher Raum inszeniert wird. Das Diagramm hilft räumliche und kontextuelle Beziehungen und Abhängigkeiten zu erfassen und erlaubt erste architektonische Ideen zu evozieren.

Die Erkenntnisse und Ideen aus dem Diagramm werden in einem nächsten Schritt in zwei Schnittperspektiven übersetzt, um die skulpturale und räumliche Idee im Stadtraum zu überprüfen. Mit diesem didaktischen Vorgehen sollen die Projekte schon früh im Semester das richtige Mass finden. Die im Fokusprojekt 1 noch verhältnismässig schematischen Darstellungen werden in der Folge über das gesamte Semester weiterentwickelt und sind wichtiger Bestandteil der Schlussabgabe.

 

Abgabe als Einzelarbeit

Nutzungsdiagramm

Schnittperspektive 1

Schnittperspektive 2

 

Fokusprojekt 2: Stadt | Haus | Atmosphäre

Im Fokusprojekt 2 geht es darum, das Infrastrukturgebäude in seiner Gesamtheit zu entwickeln und architektonisch adäquat darzustellen. Ziel ist es das Gebäude im Massstab 1:200 zu entwickeln. Ausgesuchte Bereiche, sowie Konstruktions- und Materialisierungsfragen werden in einem grösseren Massstab untersucht.

‘Herzstück’ der Schlussabgabe, werden – neben den üblichen Anforderungen – die formatfüllenden Schnittperspektiven sein, die das Gebäude in seinem unmittelbaren Kontext zeigen. Diese werden ab dem Fokusprojekt 1 permanent und parallel zum Entwurf weiterentwickelt und vertieft.

 

Abgabe als Einzelarbeit

Narratives Titelbild

Schwarzplan 1:5000

Situationsplan 1:500

Projektpläne 1:200

Schnittperspektive 1

Schnittperspektive 2

Modelle nach Absprache

 

Kleinbasel mit Pharmaunternehmen F. Hoffmann-La Roche AG, 1971, Foto: Swissair Photo AG
Schwarzwaldbrücke, Autobahn N2, 1980, Foto: Jules Vogt
Sankt Alban-Brücke, Schwarzwaldbrücke, 1975, Foto: Hans Krebs