Am Rhein

Dozent: Prof. Dominique Salathé | Assistenz: Lukas Gruntz | Begleitung: Axel Schubert

Pratteln boomt. Grosse, gut erschlossene Gewerbegebiete und neu entwickelte Wohnareale machen die Arbeitergemeinde am Rhein zur kleinen Stadt. Während Pratteln sich beidseitig der Bahnlinie auf den ehemaligen Industriearealen explosionsartig entwickelt, bleiben andere Gebiete fast unberührt. Ein wichtiges Siedlungsgebiet von Pratteln liegt unmittelbar am Rheinufer. Seit 1909 fördern und lagern die Schweizerischen Rheinsalinen hier Salz. Neben den Produktions- und Lagerstätten sind hier auch verschiedene Nebenbauten; ein Restaurant, Wohlfahrtsbauten und typologisch interessante Arbeiterhäuser zu finden. Mit dem Fokusschwerpunkt «Siedlung» möchten wir diese, heute in Vergessenheit geratene , heterogene Gebiet zwischen Gewerbearealen, Eisenbahnlinie, Rhein und Autobahn untersuchen – und an ausgesuchten Stellen behutsam zu einem qualitativen Wohn- und Arbeitsort mit direktem Bezug zum Rhein weiterentwickeln. Reichhaltige architektonische und typologische Anhaltspunkte finden wir in den Bauten vor Ort, der konstruktiven Vielfalt der Industriebauten und dem atmosphärischen Reichtum der Gesamtanlage. Ziel des Semesters ist es, die Qualitäten der bestehenden Strukturen zu verstehen und in die Architektur einer zeitgemässe Wohn- und Lebensform zu übersetzen.

 

Fokusprojekt 1: Analyse und Lebenswelt
Im ersten Fokusprojekt geht es darum, die unterschiedlichen Qualitäten des Bestandes der Rheinsalinen und des unmittelbaren Kontextes zu erforschen und sichtbar zu machen. Ausgehend von einer vertieften räumlichen und städtebaulichen Analyse entwickeln wir gemeinsam ein Verständnis für den genauen Ort, seine spezifischen Qualitäten und Defizite. Als Gruppenarbeit untersuchen wird die bauliche und architekturhistorische Entwicklung, gehen den atmoshpärischen Qualitäten nach und schaffen die planerischen Grundlagen.

Analyse als Gruppenarbeit zu folgenden Themen:
Bauliche Entwicklung
Grundriss- und Umgebungsplan
Atmosphärische Qualitäten
Fokus: Arbeiterhäuser
Situationsmodell 1:500

Lebenswelt: Lebensweise und Gemeinschaftsform
Nebst der Arbeit am Modell möchten wir darauf aufbauend in Form von Diagrammen und Collagen eine Vorstellung für eine neue Lebenswelt erarbeiten, die wir im zweiten Teil des Semesters vertiefen und architektonisch konkretisieren. Im Fokusprojekt 1 werden als Ausgangspunkt des architektonischen Konzepts Collagen und Organigramme entwickelt, die das räumliche Potential und die ideelle Grundlage des Entwurfs veranschaulichen. Für diesen Such- und Findungsprozess sind einige wenige Parameter durch das Raumprogramm
vorgegeben. Sie sollen sich aus eigenen Überlegungen zu Formen des Zusammenlebens, des Lebensstils, der Erwerbsformen, allfälligen Angeboten für Gäste, kulturellen Aktivitäten, Grösse der Gemeinschaft etc. ergeben. Ziel ist es eine klare, programmatische Ausgangslage sowie eine räumlich-städtebauliche Setzung für den Entwurf zu schaffen. Das Fokusprojekt 1 ist als Gruppenarbeit ausgelegt.

Abgabe als Gruppenarbeit
(2er-Gruppen):
Situationsmodell 1:500
Situationsplan/Schwarzplan 1:500
Konzeptionelle Aussagen: Diagramm und Collage ‹Lebenswelt›

Fokusprojekt 2: Architektur und Nachhaltigkeit

«Unsere Wahrnehmung der Gegenwart bestimmt, wie wir die Zukunft sehen. Und wie wir die Zukunft sehen, bestimmt, wie die Zukunft wird.»
Philipp Tingler in ‚Entspannt Euch‘ NZZ, 5.1.22

Mit dem zweiten Fokusprojekt werden wir uns auf ein heute von kleinteiligen Gewerbebauten besetztes Gebiet zwischen Rhein und Kantonsstrasse konzentrieren. Aufgrund von Altlasten muss der Bestand abgebrochen werden. Wir gehen also ausnahmsweise von einer «Tabula Rasa» aus. Neu gilt es hier eine Siedlungsstruktur für eine Genossenschaft zu entwickeln. Die im ersten Teil des Semesters skizzierte ‹Lebenswelt› ist Grundlage für eine nach postfossilen Grundsätzen gestaltete Wohn- und Arbeitswelt. Dabei interessieren uns die Fragen von Gemeinschaft eben-so wie die energetischen und ökonomischen Aspekte, die form- und organisationsprägend sein können. Wir suchen nach einer Siedlungsform, die sich nach den Zielen von «Low-Cost» und «Low-Energy» richtet. Ein moderater Ausbaustandard, aber auch flächenoptimierte Grundrisse mit geringem privatem Flächenverbrauch sollen dazu beitragen. Die Neubebauung soll in grossen Teilen in Holzbau errichtet werden. Im Sinne der «Stadt der kurzen Wege» sollen der neuen Bewohnerschaft Sharing-Angebote (u.a. Co-Working) und eine lokale Quartierversorgung zur Verfügung gestellt werden, um die nicht motorisierte Mobilität zu fördern. In Anbetracht der Klimakrise erwarten wir innovative Gesamtkonzepte, die minimierte Energiebezüge ermöglichen und einen hohen Anteil an erneuerbarer Energie einbeziehen. Für die Ermittlung der grauen Energie wird in verschiedene Berechnungstools eingeführt (Rechenhilfe für 2000-Watt-Areale, Minergie-ECO).

Abgabe als Einzelarbeit:
Situationsmodell 1:500
Projektmodell 1:200
Situationsplan 1:500
Projektpläne 1:200
Axonometrie Konstruktion
oder Detailmodell 1: 50
Visualisierungen
Nachweis Nachhaltigkeit (Nachweis graue Energie etc.)