Versuchshalle für das Institut Architektur

In unmittelbarer Umgebung des Campus Muttenz sollen Versuchshallen für das Institut Architektur geplant werden. Dabei handelt es sich um eine räumliche Infrastruktur, die dem Institut Architektur noch fehlt und die Architekturlehre um den Aspekt des konkreten baulichen Experimentierens im Masstab 1:1 bereichern soll. Diese Halle muss zum einen Robustheit und Flexibilität aufweisen, um mit unterschiedlichen Baumaterialien, unterschiedlichen Hilfsmitteln – von der Handsäge bis zum Roboter – sowie in unterschiedlichen Dimensionen die baulichen Versuche durchzuführen. Dies erfordert gewisse räumliche Abmessungen und eine Teilbarkeit des Innenraums. Zudem soll die Versuchshalle auch durch Studierende und Dozierende vielfältig angeeignet und so in verschiedene Unterrichtsformen integriert werden können.

Ausserdem gilt es zu bedenken, inwiefern ein solches Bauatelier zusätzliche Funktionen für das Institut wie Ausstellungen oder Schlusskritiken sowie für das umgebende Quartier (z.B. als Veranstaltungsort) übernehmen könnte.

Das entsprechende Raumprogramm, das z.B. eine Handbibliothek, Besprechungszonen, Seminarräume, Spezialwerkstätten etc. umfassen kann, mit den entsprechenden funktionalen Beziehungen und der Grad an Öffentlichkeit werden von den Studierenden in einem eigenen Entwurfsschritt in der Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung erarbeitet.

In den weiteren Entwurfsschritten wird die Hallenstruktur aus dem ersten Modul auf die Anforderungen dieses Baulabors angepasst, wofür ein systematisches Vorgehen auf struktureller wie funktionaler Ebene erforderlich ist.

Die Einführung des eigentlichen Kontexts, also des Planungsperimeters erfolgt erst nach dieser ordnenden Klärung der internen Hierarchien, erfordert aber gewisse Anpassungen am räumlichen Layout.

Um auch dem gestalterischen Anspruch an diese Bauten, die eine Architekturschule repräsentieren sollen, gerecht zu werden, wird in einer «Bekleidungs»-Übung mit aus der Mode entliehenen Techniken und Themen ein Konzept für die Hülle der bis dato noch nackten Tragstruktur entwickelt. Themen wie Öffnen und Verhüllen, Transparenz, Mehrschichtigkeit und Überlagerungen, Oberflächentexturen etc. werden in Relation zum zu bekleidenden Körper resp. Skelett behandelt.

In der Folge wird dieses abstrakte Bekleidungsprinzip konstruktiv übersetzt und so in das architektonische Projekt integriert. Technische Fragestellungen der Fügung sowie des Dichtens und Dämmens werden auf einer prinzipiellen Ebene bearbeitet, ohne die Qualitäten des Konzeptentwurfs zu verlieren.

Zum Abschluss werden schliesslich Tragwerk und Gebäudehülle im Detail durchgearbeitet. Sowohl Knotenpunkte und materialgerechte Verbindungen im Tragwerk als auch Anschlussdetails der Fassade müssen in Wechselwirkung mit dem übergeordneten architektonischen Konzept entwickelt werden. Diese haben folglich Auswirkungen auf den Ausdruck der Gebäude und stellen vorher getroffene Entscheidungen ein letztes mal in Frage.

Albert Kahn: Dodge Truck Plant, Warren, 1938
Ernst Neufert: Dyckerhoff Zement-werk, Wiesbaden, 1955 – 70